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1. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 13

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 13 — von da bis an den Genfersee ein Querthal. Der Rhein bildet von seiner Quelle bis zur Stadt Chur ein Längs-, von da bis an den Bodensee ein Querthal. Wichtig ist, daß sich alle längeren Thäler der Alpen nach N. und 0. öffnen, während nach 8. hin nur kurze und steile Flußläuse ihren Ausgang finden. Daher sind die Alpen vorzugsweise von N. und 0. her, also von Deutschen und Slaven, in Besitz genommen. Nur das Thal der Etsch macht eiue Ausnahme. Es ist dies aber auch eine Stelle, wo gegenwärtig uuauf- haltsam italienische Bevölkerung und italienische Sprache gegen den Kern der Alpen und Deutschland vordringt. Kein anderes Hochgebirge hat so viele Pässe und Verkehrs st raßen wie die Alpen. An Pfaden für Fußgänger (Fußpfaden) und Saumtiere (Saumpfaden) fehlt es nirgends und in keiner Richtung, und die Zahl gebahnter Fahrstraßen ist, in Anbetracht der Schwierigkeiten, mit denen ihre Anlage zu kämpfen hatte, ungemein groß; sie beträgt in der Schweiz und in Österreich 44. Die Kunstbauten sind namentlich denjenigen Verbindungen zu gute gekommen, die das Gebirge quer durchschneiden, weil sich in dieser Richtung die meisten Schwierigkeiten darbieten; in der Längsrichtung des Gebirges stellten sich seine bedeutenden Parallelthäler als natürliche Ver- bindungswege dar. — Der höchste Paß der Alpen ist das Stilsfer Joch (2800 m). Andere Pässe führen über den St. Gotthard, den Splügen, den Brenner, den Semmering und deu Mont Cenis. Einige von diesen Pässen, z. B. der St. Gotthard-Paß, dienen nicht nur dem Verkehr der Menschen, sondern auch den Zugvögeln auf ihrem Wege nach dem 8. und heimwärts als natürliche Durchgangsthore. In neuester Zeit ist die Zugäuglichkeit der Alpeu noch durch mehrere Eisenbahnen erhöht worden, welche dem Bedürfnis eines beschleunigten Verkehrs dienen und teils über, teils in langen Tunneln durch die Alpeu führen. Diese Eisenbahnen sind: a. Die Mont Cenisbahn, welche Frankreich und Italien verbindet; b. die St. Gotthard- bahn, eine Schienenverbindung zwischen Deutschland und Italien; c. die Brennerbahn, die aus Tirol nach Italien führt; d. die Semmering- bahn, eine Verbindung zwischen Wien und Triest über Graz; e. die Arlbergbahn verbindet die österreichischen Alpenländer mit Bregenz am Bodensee. So bilden die Alpen keineswegs eine trennende Schranke für den Verkehr, einen Schrecken für den einsamen Wanderer, wohl aber in klimatischer Beziehung eine deutliche Scheidung zwischen Mittel- und Südeuropa, jenes mit rauherem Himmel, dieses mit milden Lüften „das Land, wo die Citronen blühen". — Auch in früheren Zeiten sind die Alpen keine scharfe Völkergrenze und kein Hindernis für die Wanderungen und Kriegszüge einzelner Völker gewesen. Ihre sanftere Abdachung nach N. und Nw. hat es aber mit sich gebracht, daß sie viel früher und häufiger von dorther überschritten wurden, als von 8. (Hannibals Alpenübergang; Kimbern und Teutonen.) In der Zeit der Völkerwanderung brachen zahllose Scharen deutscher Völkerstämme über die Alpeu iu Italien ein. Im Mittelalter unternahmen deutsche Kaiser wiederholt Kriegszüge über die Alpen (Barbarossa). Auch friedlicher Handels- verkehr (namentlich mit Genua und Venedig) hat seit den frühesten Zeiten über die Alpen bestanden. Sehr wichtig für die Alpen sind noch die Älpenscen. a) Sie sind ein Hauptschmuck des Gebirges. Der wohlthuende Eindruck derselben wird durch die Frische, Klarheit und Farbe ihres Wassers erhöht, das vom hellsten
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