1899 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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namentlich in Rußland und Deutschland getrieben; der Baumwollenstrauch
gedeiht in Italien und Spanien.
Wälder sind in Europa sehr verbreitet, im 8. immergrüne Wälder,
in Mittel- und Nordeuropa teils Nadel-, teils Laub-, teils gemischte Wälder.
Die größten Wälder kommen in Rußland und Skandinavien vor. Am weitesten
nach N. geht von allen Walvbäumeu die Birke. Das Nördliche Eismeer wird
von baumlosen Landschaften umfaßt, in denen nur Flechten, Moose und wenige
Kräuter gedeihen, welche die Nahrung des Renntieres bilden. — Wiesen
fehlen fast ganz in Südeuropa, treten aber besonders schön in England und
Irland, Skandinavien, Holland und Deutschland auf.
c) 3u Gem auf die Tiere. Die Tierwelt Europas zeigt eine noch
größere Übereinstimmung (Gleichartigkeit) als die Pflanzenwelt. Sie zeichnet
sich weniger durch ihre Größe, als durch ihre Nützlichkeit aus, weist auch
weniger Eigentümlichkeiten auf, als die übrigen Erdteile, weil der Mensch die
größeren freilebenden Tiere meist ausgerottet hat. Im allgemeinen sind im
8. mehr Arten, im N. dagegen treten größere Mengen derselben Art auf.
Dieselben Haustiere, welche in Deutschland vorkommen, sind über den
ganzen Erdteil verbreitet. Dazu kommen an Stelle der Pferde in Südeuropa
teilweise Esel, Maultiere und selbst Kamele, und im hohen Norden vertritt
das Reuntier Pferd und Kuh. Die wilden Raubtiere Europas, nämlich
Bär, Wolf und Luchs, werden in ihrer Zahl mit der immer mehr zunehmenden
Entwaldung und Bevölkerung auf kleine Gebiete beschränkt. Die Heimat der
Pelztiere ist Osteuropa vom Weißen bis Schwarzen Meere. Von wilden
Säugetieren leben in Nordeuropa allein Eisbären, Vielfraße, verschiedene
Fuchsarten, in Südeuropa allein Affen (nur auf dem Felsen von Gibraltar),
Stachelschweine, Alpenhasen, Gemsen, Steinböcke, Mufflons u. s. w.
Pferdezucht wird namentlich in England und Spanien, Schafzucht
iu Spanien (Merinoschafe), Deutschland und England, Seidenraupenzucht
iu Italien, Frankreich und Griechenland, Bienenzucht namentlich in Rußland
getrieben. Zum Fischsaug geben das Meer (Heringe, Dorsche u. s. w.) und
Flüsse Veranlassung; Edelkorallen und Badeschwämme liefert das Mittelmeer.
6) Iu 6ezug auf Industrie. Europa ist der iud ustriereichste Erd-
teil. Die Industrie steht uamentlich in West- und Mitteleuropa in hoher
Blüte; besonders hervorzuheben sind England, Deutschland, Frankreich und
Belgien. Die wichtigsten Jndustrieen sind die Metall-, Woll-, Baumwollen-,
Hanf-, Leinen-, Seiden-, Leder- und Papierindustrie, sowie die Rübenzucker-
fabrikatiou.
e) Äu Bezug aus Handel. Der Handel steht in Europa in so hoher
Blüte, wie in keinem anderen Erdteile. Er wird gefördert durch das Meer,
schiffbare Flüsse, Kanäle, Eisenbahnen, Post- und Telegraphenwesen und
Kolonieen. Bezüglich der H a n d e l s s ch i f f a h r t steht Großbritannien obenan;
dann folgt Frankreich und an dritter Stelle das Deutsche Reich. Die meisten
Eisenbahnen hat das Deutsche Reich, das dichteste Eisenbahnnetz aber
haben Belgien und England. Die meisten Kanäle sind in Holland, England
und Frankreich anzutreffen. Die größte Zahl Telegraphen st atio neu
hat Deutschland; die meisten Briefe versendet England. Die 3 größten
Seehandelsstädte Europas sind London, Liverpool (spr. Liverpul) und
Hamburg, die größten Landhandelsplätze Berlin, Leipzig, Wien, Paris
und Petersburg.