1899 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die meisten Kolonieen besitzt England, nämlich in 4 Erdteilen; auch
Frankreich und Spanien haben in 4 Erdteilen Kolonieen. In 3 Erdteilen
besitzen die Holländer, Deutscheu und Dänen, in 2 Erdteilen die Portugiesen
Kolonieen. Die Europäer beherrschen in ihren auswättigen Besitzungen 380 Mill.
Nienschen.
5. üultiu* ober Bildung. Die Bevölkerung Europas nimmt in
Bezug auf Kultur, Kunst und Wissenschaft die höchste Stelle ein und ist in
geistiger Beziehung „die Beherrscherin der Erdkugel". Die
Kultur Europas wurde begünstigt a) durch die Lage unseres Erd-
teils in der Mitte der Landhalbkugel, b) durch die günstigen Klimaverhältnisse,
c) durch den gänzlichen Mangel an undurchdringlichen Wüsten und schwer
übersteiglicheu Gebirgen, d) durch die Mannigfaltigkeit der Ländernatur,
e) durch den Reichtum des Bodens an nutzbaren Mineralschätzen, namentlich
an Kohlen und Eiseu, f) durch die reiche Gliederung des Landes im 8. und
W., g) durch die eigenartige Ausbildung der Flußsysteme und h) dadurch, daß
der Erdteil hauptsächlich von der Mittelländischen (Kaukasischen) Rasse, der
geistig begabtesten, bewohnt wird. — „Das Klima Europas bietet einen an-
genehmen Wechsel der Jahreszeiten, es erschlafft nicht durch zu arge Hitze und
peinigt nicht durch zu strenge Kälte; es zeitigt nicht, wie in den Tropen,
ohne Zuthuu des Menschen Früchte, aber es nimnit anch nicht, wie im hohen
Norden, die Arbeit des Menschen zu sehr in Anspruch für die bloße Be-
friedigung des Kleidungs- und Nahrungsbedürfnisses, sondern spornt zur
Arbeit an, verstattet indessen auch Muße zu höherer Beschäftigung." So ist
Europa die Pflanzstätte der höchsten menschlichen Kultur geworden;
es hat seine Bewohner zu thatkräftigeu, arbeitsfrendigen Menschen erzogen,
die auch auf geistigem Gebiete, in Kunst und Wissenschaft unaufhaltsam fort-
schreiten. Die Europäer fiud in gewissem Sinne die Herren der Erde geworden.
Die unterste Kulturstufe, das Jäger- und Fischerleben, wird in
Europa gar nicht augetroffeu, und ein Nomadenleben führen nur etwa
1 Mill. im N. und So. wohnender Menschen. Unser Erdteil wird somit fast
nur von ansässigen Völkern bewohnt, deren Hanpterwerbs-
quellen Ackerbau, Viehzucht, Bergbau, Gewerbe und Handel sind. Am
höchsten ist die Gesittung der großen Volksmassen bei den Germanen; ihnen
stehen die Romanen ziemlich nahe; die Slaven jedoch bleiben gegen jene ziem-
lich weit zurück.
6. Staatsverfassung. Die Staatsform der meisten europäischen Staaten
ist die erbliche Monarchie. Die Monarchen führen verschiedene
Namen: Kaiser, König, Sultan, Großherzog, Herzog, Fürst. Große
Republiken giebt es nur 2, nämlich Frankreich und die Schweiz.
Anmerkung: „Unter den Großmächten Europas begreift man Rußland, Öfter-
reich, das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien und Italien; sie zeichnen sich durch
bedeutende Bevölkerung aus und wirken bestimmend auf die Geschicke des Erdteils ein; unter
den Weltmächten versteht man Frankreich und Großbritannien, unter den nordischen
Brächten Dänemark, Schweden und Norwegen, unter den Seemächten Großbritannien»
Holland, Frankreich, Spanien und Portugal/'