1899 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bedeckt von dem Niederschlage des Meeres (Kalk, Sand, Thon) und vermoderten
zu der Kohle, die wir unter dem Namen Braunkohle kennen. Diese Braun-
kohle ist auf der ganzen Erde verbreitet. In zum Teil mächtigen Lagern finden wir
sie in Deutschland im Tieflande und besonders an der Grenze der Mittelgebirge
laudschafteu und ihrer Becken.
Da, wo in jener Zeit Nadelbäume vou den Wogen des Meeres verschlungen
wurden, deckt das Land bezw. das Meer fossiles Harz dieser Pflanzen, das unter
dem Namen Bernstein bekannt ist. An Stelle unserer heutigen Ostsee mag
jener Bernsteinfichtenwald gestanden haben, denn an der deutschen Ostseeküste, be-
sonders an der Küste Samlands, ist die Bernsteingewinnung bedeutend.
Es läßt sich vermuten, daß das erste Auftreten des Menschen schon in diese
Tertiärzeit fällt; einen bestimmten Anhalt dafür haben wir aber nicht, denn mit
Sicherheit sind Menschenknochen aus dieser Zeit noch nirgends aufgefunden.
Dagegeu entstanden die meisten Säugetierordnungen, die sich aus dem Boden
des Tertiärgebirges ausbreiteten.
Schon mit der jüngeren Tertiärperiode beginnt der Rückzug des Meeres, und
am Ende derselben beschränkt sich das Meer auf seinen heutigen Umfang, nur an
einzelnen Stellen die Gestade überflutend. So hat sich während der Tertiärperiode
allmählich der Bodeu des heutigen Europas mit allen seinen Unebenheiten ent-
wickelt.
Noch im Anfange der Tertiärperiode war das Klima in Mitteleuropa noch
ein tropisches, wie es die Flora und Fauna jener Zeit bezeugen. Im Laufe
dieser Periode zeigt sich aber ein ausfallender Wechsel. Am Schlüsse der Tertiär-
Periode hat die Flora Ähnlichkeit mit unserer heutigen, das Klima muß also ein
gemäßigtes, unserem heutigen ähnliches gewesen sein. Dasselbe beweist die Fauna.
Die mittleren Jahrestemperaturen haben sich um ca 14—15° erniedrigt.
Oie Ietzheit.
(Anthropozoische Periode.)
Die großen Züge der Landoberfläche waren geschaffen.*) Es trat eine gewisse
Ruhe in der Bewegung der Erdkruste eiu. Nun arbeiteten ausschließlich zerstörende
Kräfte, Erosion und Denudation, au der Modellierung der gebildeten Uneben-
*) In Europa war die plastische Gestalt des Landes auf drei verschiedene Weisen entstanden.
Als infolge der fortschreitenden Zusammenschrumpfung innerer Erdschichten der äußere Erdmantel
zu groß wurde, entstanden unterirdische Hohlräume, die durch Senkungen in drei verschiedenen Weisen
ausgefüllt wurden. In Nordwesteuropa (Deutschland und Frankreich) zerbrach im Gebiet der Ge-
birge die Erdrinde in Schollen, welche sich entweder einseitig oder in je zwei Schollen an den
Außenseiten senkten, so daß in ihrer Mitte ein Kamm emporragte (cf. Thüringer Wald). Man
nennt diese Gebirge Schollen- oder Horstgebirge. In Südenropa faltete sich die Erdrinde, so daß
wir dort in den Alpen, Karpaten :c. Faltengebirge haben. In Ost- und Nordosteuropa (Rußland
und Skandinavien) bildete die Erdrinde eine große Tafel, welche sich im Südosten senkte, infolge-
dessen wir in der Gegend des kaspischen Meeres die unter dem Meeresspiegel gelegenen Länder
(Depressionen) haben, lvährend sich an der Nordwestseite der Tafel das skandinavische Hochgebirge
erhebt.