1899 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Schachteln, Koffer :c. boten, so versteht nian, wie Sonneberg zum Mittelpunkt
eines Kunsthandwerksbetriebes werden konnte, der mit seinen Erzeugnissen die meisten
Märkte versehen kann. In Sonneberg und Umgegend befassen sich etwa 100 Kauf-
leute mit dem Spielwarengeschäfte; ihr jährlicher Gesamtumsatz beläuft sich etwa
auf 12 bis 15 Millionen Mark. Für diese Kaufleute arbeiten etwa 8000 Menschen,
Männer, Frauen und Kinder, in der Weise, daß immer ein Haus nur eine Art
dieser Sachen liefert. Dort werden nur kleine Schächtelchen gemacht, hier nur
Posthörnchen :c. Am Sonnabend ziehen dann die ländlichen Arbeiter in die Stadt
mit den Spielwaren, die sie in der Woche gefertigt haben; der eine ist mit Trommeln,
der andere mit Pfeifen, Kegeln, Nußknackern, Klappern :c. beladen. Von den Kauf-
leuteu erhalten sie dann ihren kärglichen Lohn für ihren Fleiß und ihre Geschick-
lichkeit. So muß ein Drechsler, der lediglich nur Posthörnchen arbeitet, mit Weib
und Kindern sich vereint anstrengen, um wöchentlich gegen 90 Dutzend zu liefern; dafür
erhält er etwa nur 4 bis 5 Mark. Wenn man hiervon den Preis für das Arbeits-
holz, die Ausgaben für Wohnung, Kleidung, Nahrung, Feuerung, Steuer :c. ab-
zieht, so bleibt ein karger Gewinn, der nur ein kümmerliches Leben gestattet. —
Von Sonneberg werden jährlich 60 000 Centner Spielwaren ausgeführt. Und
wohin? Ja, wer mag den kleinen Gebilden vorher sagen, wohin sie einmal wandern,
und in welche Hände sie kommen werden; gehen sie doch übers Meer nach Amerika,
und unter den Kleinen der fremden Erdteile ist große Freude, wenn die Schiffe mit
den schönen Sonneberger Spielwaren ankommen.
5. Die Schieferindustrie.
Schon in alter Zeit hatte man im Frankenwalde einen Wetzstein entdeckt,
welcher in gleicher Güte kaum au anderen Orten vorkommen dürfte und bald zum
Gegenstand eiues ausgebreiteten Handels wurde. Hierzu trat ebenfalls schon in
früheren Jahrhunderten die Auffindung eines dünnspaltigen Schiefers, welcher
vermöge seiner Weichheit sich vorzüglich zum Schreiben eignete und darum als
billiges Schreibmaterial in den Schulen Eingang fand.
Der Hauptsitz der thüringischen Schieferindustrie ist Lehesten, ein meiningisches
Städtchen, das durch Zweigbahn mit der Hauptlinie Saalfeld-Lichtenfels ver-
bnnden ist. Hier am Wetzstein find die größten Schieferbrüche des europäischen
Festlandes überhaupt. Der Tafelschiefer wird als Dcichschiefer und als Billard-
platten verwendet; die größten Mengen werden zu Schiefertafeln verarbeitet. In
besonderen Brüchen wird Griffelschiefer gebrochen, aus dem die Schieferstifte ge-
fertigt werden. Eine dritte Art ist der harte, hellfarbige Wetzschiefer, der die Wetz-
steine liefert.
6. Die Textilindustrie im Osterläudischeu Stufeulaude.
Das Gebirgsland östlich von der Saale zeigt eine mannigfaltige Gliederung.
Grüne und weite Thäler haben für Entwicklung volkreicher Orte Raum geboten,
deren Bewohner neben etwas Ackerbau eine großartige Industrie treiben.