1899 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dieses Gebiet führt den Namen Osterländisches Stufenland, weil es ein
Teil der alten nordthüringischen oder Osterländischen Mark ist, die, von Gero ge-
gründet, sich von 'der Saale über die Mulde und Elbe ausdehnte. Etwa die Linien
eines Dreiecks von Hof nach Saalfeld und Altenburg begrenzen dieses Stufenland,
welches sich allmählich nach der Ebene zu absenkt.
Hier hat sich eine Industrie entwickelt, die uns ein Beweis dafür ist, daß
die gewerbliche Thatigkeit nicht immer von den Bodenschätzen des betreffenden Ge-'
bietes abhängig ist, sondern daß dieselbe auch anknüpft an billige Arbeitskräfte.
So war hier früher eine arme Gegend, in der die Arbeitskräfte für geringen Lohn
zu haben waren.
Im 16. Jahrhundert führten eingewanderte Niederländer die Textil-, be-
sonders die Wollwaren-Industrie ein, bei der die Osterländer willkommene Be-
schäftignng faudeu. Als dann im 18. Jahrhundert mechanische Webstühle erfunden,
dann die Auffindung des benachbarten Zwickauer Kohlenbeckens den Dampfbetrieb
in den Wollwarenfabriken ermöglichte, endlich zahlreiche Eisenbahnen die Rohstoffe
hierher führten und die fertigen Waren in die Welt hinaus trugen, da nahm
diese Gegend an den Hauptverkehrsadern einen vorher nie geahnten Aufschwung.
In erster Linie ist das Thal der „Weißen Elster" wegen der-Hauptverkehrs-
ader vou der sächsisch-thüringischen Tieflandsbucht nach dem westlichen Böhmen
mit einer Seitenlinie nach Baiern als Industrieland emporgeblüht. In diesem Thale
liegen außer dem sächsischen Plauen uoch Greiz (22 T. — zu Reuß ä. L.) und die
doppelt so große Stadt Gera (Reuß j. L.). Beide Orte siud die Hauptplätze für die
deutsche Kammgarnweberei. Auch iu der ganzen Umgebung dieser Hauptcentren finden
wir die Webeindustrie, so im Gebiet der Weida (l. Nebenfl. der Elster) in den
Städten Weida (zu S.-Weimar) und Zeulenroda (zu R. ä. L.), iu Ronneburg :c.
Thalabwärts von Gera ans liegt das stadtähnliche Dorf Köstritz mit Solbad,
großen Gärtnereien und bedeutender Bierbrauerei; hier lebte der Dichter Julius
Sturm. Nordwestlich von Köstritz befindet sich Eisenberg (zu Altenburg) mit Eisen-
und Porzellanindustrie.
Westlich von dem Elstergebiete, der Mitte des Osterländischen Stufenlandes,
liegt ein höheres, waldreiches Land im Gebiete der Saale, wo Viehzucht und Wald-
Wirtschaft getrieben wird. Hier im Wiesenthal die Stadt Schleiz (R. j. L.), Gefell
mit Ockergruben (Prov. Sachsen), Lobenstein mit Stahlbad (R. j. L.), Ziegenrück
und Ranis (Prov. Sachsen). Östlich von dem Elstergebiete liegt der Altenbnr-
gische Ostkreis, die Kornkammer Ostthüringens. Hauptstadt ist Altenburg mit reger
Industrie und bedeutendem Getreidehandel (Prinzenraub 1455). Schmölln mit
Steinnußknopffabrikation. Gößnitz mit vielen Fabriken.
7. Die Hauptstapelplähe für die Sedürfnilse der Waldbewohner.
Bei der dichten Bevölkerung des Thüringer Waldes und der geringen Ergiebig-
keit seiner kleinen bebauten Ackerflächen ist es erklärlich, daß die notwendigsten
Lebensbedürfnisse aus gesegneten Nachbarländern hierher geführt werden müssen.
Steckel, Prov. Sachsen. Z