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1. Die Heimat - S. 69

1899 - Leipzig : Degener
— 69 — Ii. Die Naturschönheiten des Harzes und ihr Einfluß auf Besiedelnng. Die landschaftliche Schönheit einer Gegend wird bedingt durch angemessenen Wechsel von Wald und Wasser, sowie durch scharf ausgeprägte senkrechte Gliederung. Je mehr die ruhenden und festen Formen 'der Berge und Thäler, welche den Eindruck des Unvergänglichen und Er- habenen machen, sich verbinden mit den Sinnbildern des Vergänglichen (cf. Ps. 90,) aber auch des Lebens, um so mehr wird das so lebendig gewordene Landschaftsbild auf Sinn und Gemüt ein- wirken und der Mensch sich zu ihm hingezogen fühlen. Die schönsten Landschaften des Harzes finden wir darum au dem steilen Nordrande, wo die festen Formen in ihrer gewaltigen Größe und Abwechselung das Erhabene, zugleich aber auch Furchtbare zeigen und damit den Menschen bedrücken, zugleich aber auch seine Seele erheben, während das wogende Gemiit wiederum beruhigt wird durch den murmelnden, munter dahin fließenden Bach und den friedlich säuselnden Wald, und dieses so herbeigeführte Gleichmaß der Gemütsstimmung nach eben vorhergegangener Gemütserregung ist es, was Befriedigung gewährt und so den Eindruck der landschaftlichen Schönheit hervorruft. *) 1. Die Thäler der Wipper und Eine mit Umgebung, (es. S. 56!) Beide Thäler sind, wie alle Thäler des Harzes, durch Erosion entstandene Einschnitte mit stachen Böschungen, die meist mit Laub- oder Fichtenwald bestanden sind; die Thalsohlen haben grüne Wiesen mit kräuterreichem Gras und klares, schönes Wasser. Die Wipper, welche ihren Ursprung am Auerberge hat, durchfließt etwa bis Leim- bach ein anmutiges Thal. Die beiden wichtigsten Punkte, welche auf landschaftliche Schönheit Anspruch erheben, sind Wippra und Rammelburg. Der Marktflecken Wippra ist ein stiller, angenehmer Ort für ruhebedürftige Sommerfrischler ge- worden. Über dem Orte sind die Ruinenreste des alten Schlosses der früheren Grafen von Wippra. Auf schönen Waldwegen erreicht man von hier aus in südwestlicher Richtung das Schloß und die Ruinen von Mornngen. In östlicher Richtung führt ein angenehmer Weg über Friesdorf (Teppichfabrik) nach Schloß Rammelburg mit schönem Blick nach dem Wipperthale. In Rammelburg wurde der verdienstvolle Forstmann Pfeil 1783 geboren, der Gründer der Eberswalder Forstakademie, dem in der Nähe des Bodethales ein schönes Denkmal errichtet ist. (cf. Hey, Ein Erzieher des deutschen Waldes.) Die Eiue entspringt auf der Hochfläche von Harzgerode. Sie empfängt links die an der Leinemühle vorüber fließende Leine und tritt bei Aschersleben in die Ebene. Südlich von der Leinemühle liegt das Dorf Molmerswende, wo am 31. Dezember 1747 der Balladendichter Bürger geboren wurde; nördlich davon befindet sich das Dorf Pansfelde. Bei Harkerode steht rechts von der Eine die Ruine Arnstein, eine der schönsten Ruinen des Vorharzes. Nach der Sage irrt der grausamste der Grafen, die diese Burg bewohnten, Graf Hoyer von Mans- seld, mit seinem ränkesüchtigen Weibe, letztere als „ewige Spinnerin", in den Ruinen uucher.**) *) Die waldlosen Canons des Colorado in Nordamerika sind großartig, aber nicht schön zu nennen, weil das beruhigende Element des Waldes fehlt; fehlen dagegen in der Landschaft die großartigen festen Formen, so wirken nur die beruhigenden Elemente, die Erregung des Gemütes fehlt; wir bezeichnen die Landschaft mit dem Attribut „lieblich". **) cf. Marie Kutschmann, „Im Zauberbann des Harzgebirges"; Verlag von Flemming, Glogau.
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