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1. Die Heimat - S. 94

1899 - Leipzig : Degener
94 — Thorn; am Nordrande des nördlichen Thalzuges: Nen-Rnppin, Schwedt, Landsberg a. d. W., Schneidemnhl, Bromberg. Beim Abtauen des Gletschers entstanden auf der Oberfläche des Gletscher- eises namhafte Mengen von Schmelzwasser; dieselben sammelten sich in Kanälen und schössen am abtauenden Rande des Gletschers mit großer Kraft herab, an dessen Fuße Löcher auskolkend, wie solche überall an der Aufschlagstelle von Wasserfällen, selbst im festesten Gestein, ansgewirbelt werden (cf. Bodekessel). Beim Zurückweichen des Gletschers (nach seinem Entstehungsherde im skandinavischen Hochgebirge hin) mußten auch die Aufschlagstellen der herabstürzenden Schmelzwasser in der Richtung nach Skandinavien zu fortrücken, und so setzte sich in dieser Richtung eine ansge- kolkte Stelle an die andere. Die so entstandenen Kolkreihen bilden jetzt die See- becken in der norddeutschen Tiefebene, deren Längsrichtungen zum großen Teil strahlenförmig nach dem skandinavischen Hochgebirge hinweisen; dasselbe gilt von den Becken der schleswig-holsteinschen Platte, welche im Osten gesunken ist, so daß dort die ausgekolkten Furchen mit dem Meere in Verbindung stehen und so die langgestreckten Förden bilden. (Bestimme nach der Karte die Seen und Förden, welche die Richtung nach Skandinavien zeigen!) Drei ausgekolkte Furchen durch den baltischen Höhenzug siud die Durchbruchstäler für Oder, Weichsel und Memel geworden. Eine auffallende Erscheinung ist es, daß mit zunehmender Entfernung vom skandinavischen Hochgebirge aus iu der norddeutschen Tiefebene der Seenreichtnm abnimmt. Am zahlreichsten sind die Seen im Kranze des baltischen Höhenzuges. Im Gebiet der großen Thalzüge sind sie nur noch im Havel- und Spreelande zahlreicher vertreten; arm an solchen ist der karpatische Höhenzug (hier der Arend- see am Rande der Lüneburger Heide); noch spärlicher tritt die Seenbildung im West- liehen Teile des norddeutschen Tieflandes aus (Dümmersee und Steinhnder Meer). Der Seeumangel in den westlichen und südlichen Teilen der norddeutschen Tiefebene ist ein Beweis für das höhere Alter dieser Oberflächensormen; sie stammen aus der Zeit der ersten Vereisung, während die seenreichen Gebiete noch einer zweiten und, wie verschiedene Geologen annehmen, einer dritten Vereisung ausgesetzt waren. Ihre Oberflächensormen sind also viel jünger, so daß sich ihre Beckensormen bis heute erhalten konnten. In den älteren Landschaften dagegen sind diese charakte- ristischen Oberflächensormen eines Gletschergebietes nach und nach verschwunden, indem die Vertiefungen und Erhöhungen durch Erosion und Denudation sich gegen- seitig ausgeglichen haben, oder die Vertiefungen durch Moore ausgefüllt wurden, wodurch hier und da schwimmendes Land, wie bei Wachhusen im St. Jürgener Lande zwischen Weser nud Hamme (nördlich von Bremen), entstanden ist. So hat die große Eiszeit der^ norddeutschen Tiefebene das charakteristische Gepräge gegeben. In der Zeit der nun auftretenden Allnvialbildnugeu hat der norddeutsche Boden keine wesentlichen Veränderungen erlitten; nur sind Sandmassen verweht, Thalfurchen mehr oder weniger zugefüllt, eine große Zahl von Seen verschwunden. Auch sind die Küstenlinien der Nord- und Ostsee in ihrer heutigen Gestalt ein
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