1899 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die erwähnten Gegenden gehörten zu der alten Grafschaft Mansfeld, deren Ursprung von
vielen Sagen umwoben ist. Eine derselben erzählt, daß sich der Stammvater des Grafen-
geschlechts vom Kaiser für seine Dienste so viel Land erbat, wie er mit einem Scheffel Gerste
umsäen könne. Da die Bitte gewährt wurde, nmsäete er die Grenzen der nachmaligen Grafschaft.
Als die kaiserlichen Räte darob schalten und es einen Betrug nannten, sagte der Kaiser: „Es ist
gesagt, und kaiserliches Wort muß wahr bleiben. Das ist des Mannes Feld und bleibt es!"
Daher nun der Name Mansfeld; daher auch die Gerstenkörner im Wappen der Grafen. — 1807
kam Mansfeld an das Königreich Westfalen; 1815 wurde die ganze Grafschaft unter preußische
Hoheit gestellt.
a) Die stärker besiedelten Gegenden finden wir vorwiegend im Wipperthale. (Über das Thal
von Wippra bis Leimbach s. S. 69.) Von Leimbach bis Hettstedt bietet das Wipperthal ein Bild
reichsten Lebens, hervorgerufen durch den Bergbau auf Kupferschiefer und durch Gewinnung des
Kupfers und Silbers aus demselben. Eine sast ununterbrochene Reihe hoher Schornsteine kündigt
die großartigen gewerkschaftlichen Anlagen schon aus der Ferne an. Hier liegen folgende Orte:
die Stadt Hettstedt (8yj, wo im 12. Jahrhundert zuerst der Mansfelder Bergbau betrieben
sein soll; iu der Nähe liegt Oberwiederstedt, der Geburtsort des Dichters Novalis (Freiherrn
von Hardenberg, geb. 1772?) die großen Dörfer Burg-Oruer (3v4), Groß-Oruer (4v4) und die
Stadt Leimbach (31/2)- Am Thalbache liegt die Stadt
Mansfeld (274); hier lebten Luthers Eltern, und
jetzt noch zeigt man ihr Wohnhans. Über der
Stadt erhebt sich das gräfliche Stammschloß. In
der Nähe die großen Dörfer mit vorwiegend berg-
männischer Bevölkerung: Klostermausfeld (-tv4),
Siersleben (2), Ahlsdorf (21/.,).
Im Gebiet der Selke liegt die Stadt Erms-
leben (274), eine Ackerbaustadt (hier wurde 1719
der Dichter Gleim geboren). Schloß Falkenstein
und Dorf Molmerswende f. S. 69 und 71.
b) Auch im westlichen Teile des Mansfelder
Seekreises bildet der Bergbau die Hauptlebens-
quelle, insbesondere ist die Kreisstadt Eisleben
(23) der Sitz des bergmännischen Beamtentums.
Gegenwärtig hat die Stadt zu leiden durch Erd-
senkungen, die durch unterirdische Schlottenbrüche
entstanden sind. Historische Bedeutung hat die
Stadt erlangt durch den großen Reformator
Dr. Martin Luther, der hier geboren und gestorben ist. Das nebenstehende Bild zeigt sein Ge-
bnrtshans, über dessen Hausthür Luthers Bildnis steht, umrahmt von der Inschrift: „Gottes Wort
ist Luthers Lehr, drum vergeht sie nimmermehr." Im Innern befinden sich sehenswerte Samm-
hingen von Bildern und sonstigen Gegenständen zum Teil aus Luthers Zeit. Auf dem Markt-
platze ist Luther 1383 ein Denkmal^) gesetzt. Im Bilde hinter dem Denkmal steht das Rathaus,
an dem ein in Stein gehauenes Bild an Hermann von Luxemburg erinnert, der 1081 in Eis-
leben zum 2. Gegenkaiser Heinrichs Iv. gewählt wurde, nachdem Rudolf von Schwaben, der
1. Gegenkaiser, in der Schlacht bei Hohenmölsen sein Leben verloren hatte. Von seinen Gegnern
wurde Hermann der „Knoblauchskönig" genannt, iveil am Orte seiner Wahl viel Knoblauch
wuchs. Rechts vom Rathause erblickt man die Marktkirche und links von demselben einen Teil
der Verwaltungsgebäude der Mansfelder Gewerkschaft. —
Nordwestlich von Eisleben befindet sich das große Dorf Helbra (8v4), das im Jahre 1819
noch 631 Einwohner hatte, seine Einwohnerzahl ist in ca. 80 Jahren 13 mal so groß geworden.
Nördlich von Eisleben liegt die Stadt Gerbstädt (4v4). In der Nähe dieser Stadt ist das
Welsesholz, bekannt durch die Niederlage Kaiser Heinrichs V. gegen Herzog Lothar 1115, wobei
der kaiserliche Feldherr Graf Hoher von Mansfeld seinen' Tod fand. — Ganz im Norden des
Kreises liegt die Stadt Alsleben a. S. (4%). — Im Südosten des Kreises die Stadt Schraplau
{274) an der Zweigbahn Oberröblingen a. S. — Querfurt.
*) cf. Prof. Größler und H. Schütze, 3 Lutherstätten und das Lutherdenkmal in Eis-
eben. Verl. v. Mahnert, Eisleben.
V: 1 1 1000000.
Das Mansfelder Land.
(Mansfelder Gebirgs- und Seekreis )