1899 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 117 —
von Halle ist nach Westen, derjenige nördlich von Halle nach Osten geöffnet.
Die Saale durchfließt auf dieser Strecke die thüringisch-sächsische Tieflandsbucht,
welche die mittlere von den drei deutschen Tieflandsbuchten ist. Bis Weißenfels
treten die Höhen noch nahe an die Saale heran und bilden dort ein schönes Thal;
weiter abwärts treten sie mehr zurück, bis sie unterhalb der Stadt Halle sich dem
Flusse wieder nähern und dort ein prächtiges Thal bilden. Die Zuflüsse der Saale
sind auf der linken Seite dieser Strecke außer der Uustrut klein, wie z. B. Geisel
bei Merseburg, Laucha bei Lauchstädt, Salzke bei Salzmünde :c. Der größte
Saale-Zufluß auf der rechten Seite ist die von dem Elstergebirge kommende
Weiße Elster mit Pleiße, welche von Leipzig ans, in mehrere Arme geteilt, West-
lich zur Saale geht. Oberhalb der Stadt Zeitz zweigt von der Elster ein im
16. Jahrhundert erbauter Floßkaual oder Floßgrabeu ab, der unterhalb der Stadt
Lützen in die Saale fließt; jetzt ist derselbe ohne Bedeutung.
Der Boden dieses Saalegebietes besteht aus älterem und jüngerem Schwemm-
lande (Diluvium und Alluvium) und ist darum durch große Fruchtbarkeit ausge-
zeichnet. Üppige Fruchtselder und Obstplautageu wechseln mit einander ab; selbst
Ortsnamen geben Hinweise auf die Ertragsfähigkeit des Bodeus, wie der Name
„Zeitz" beweist, der von dem wendischen „Cit" (d. i. Weizen) herkommen soll.
Wo der Getreidebau nicht möglich ist, wie an den Höhen des Saalethales bei
Naumburg, spielt der Weiubau eine wichtige Rolle. Dem sehr ergiebigen Acker-
ban und der üppigen Wiesenkultur mußte allerdings der Wald weichen, so daß nur noch
wenige und verhältnismäßig kleine Forsten als nützliche Zierden der Landschaft
erhalten sind.
Die Bodenschätze, die vorwiegend in den bedeutenden Braunkohlenlagern
im ganzen Saalegebiet, besonders zwischen Saale und Elster, gegeben sind, ersetzen
den Mangel an Brennholz und liefern das Material zu einer großartigen In-
dustrie in der Herstellung von Solaröl, Teer und Paraffin. Ein kleineres Stein-
kohlenlager befindet sich bei Löbejün. Große Salz lag er ziehen sich an der Saale
entlang (cf. S. 95 ff.); von ihnen zeugen die Salzquellen bei Köseu, Dürrenberg,
Halle :c., welche der Salzbereitung dienen und in Solbädern Verwendung finden. In
der porphyrreichen Gegend nördlich von Halle wird Kaolin oder Porzellanerde
gefunden, welche teils in der Porzellanfabrik zu Lettin, einem Dorfe nordwestlich
von Halle, verarbeitet, teils in andere Porzellanfabriken versandt wird. Ein anderer
mineralischer Reichtum besteht in Sandsteinen, die besonders bei Weißenfels weiß
und fein, darum für Bildhauer brauchbar sind.
Auch an landschaftlichen Schönheiten ist kein Mangel. Wir finden sie
an deu beiden Stellen, an denen sich die Saale durch enge Thäler windet:
a) die windungsreiche und malerische Thalstrecke von der Ilm-
mündung bis Naumburg. Schon von Saalseld an hat sich die Saale ihr
Bett im Muschelkalk und Buntsandstein eingegraben, welche Gesteine die hohen
Saaluser bis Weißenfels bilden. Von Jena bis Naumburg haben die sich an
den Muschelkalkwänden hinaufziehenden Weinberge mit ihren kleinen Wachthänschen
der Gegend ein besonderes Gepräge verliehen. Viele Burgen und Burgruinen