1899 -
Leipzig
: Degener
- Autor: Steckel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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In einem engen Thalkessel liegt das Städtchen Kosen (2 3/4), dessen Salz-
quelle nur für Badezwecke benutzt wird, so daß die Stadt ein besuchter Bade-
und freundlicher Villenort geworden ist, der von Weinbergen umschlossen wird.
Die Kösener Pforte, ein enger Saaledurchbruch, war vou kriegsgeschichtlicher Be-
deutuug.
Nordöstlich vou Kösen wurde 1137 ein Cistercienserkloster St. Marien zur
Pforte gegründet, das reiche Zuwendungen erhielt und bald zu großem Reichtum
gelangte. Aber infolge der Reformation mußten die Mönche von dauueu ziehen.
1543 wandelte Moritz von Sachsen das Kloster in eine Lehranstalt um, die seit
jener Zeit unter dem Namen Schulpforta oder Pforta bis heute besteht und
sich eilten großen Ruf erworben hat. Bedeutende Männer sind aus dieser Anstalt
hervorgegangen, so der Dichter Klopstock, Leopold von Ranke n. a.
In einem weiten Thalkessel liegt Naumburg (21 V4) am rechten Ufer der
Saale. Nach der im 10. Jahrhundert gegründeten „Neuen Burg", an deren
Stelle heute das Oberlaudesgericht steht, erhielt der Ort seinen Namen Nanm-
bürg. Der im 13. Jahrhundert im romanisch-gotischen Übergangsstil erbaute
Dom erinnert daran, daß hier einst der Sitz eines Bistums war, das von Zeitz
hierher verlegt war und einen Mittelpunkt für die Ausbreitung des Christentums
nach Osten bildete.
Das gewöhnlich am 28. Juli in Naumburg gefeierte Hussiten- oder Kirschfest soll seine Ent-
stehung der Belagerung der Stadt durch die Hussiten unter Prokvpius (1432) verdanken. Der
Bischof von Naumburg soll auf dem Konzil zu Kostnitz mit für den Feuertod Hussens gestimmt
haben, wofür Prokopius an der Stadt furchtbare Rache zu nehmen gedachte. Doch ließ er sich
durch eiue Prozession der Kinder von Naumburg zum Abzug bewegen, (cf. Lesestück: „Die Hus-
siten vor Naumburg".) Diese Thatsache wird aber von neueren Geschichtsforschern bezweifelt, viel-
mehr mit dem thüringischen Bruderkriege in Verbindung gebracht, in dem böhmische Hilfsvölker
Naumburg belagerten.
b) Das Saalthal zwischen den Porphyrfelsen von Halle an abwärts.
Nachdem die Saale bei Halle zwei anmutig bewaldete Inseln, die Raben- und
die Nachtigalleninsel, gebildet hat, tritt sie bei Giebichenstein in ein von Porphyr-
selsen eingeschlossenes Thal. Auf steilem Felsen dicht am Ufer der Saale befinden
sich die Trümmer des alten Bergschlosses Giebichenstein. Die für uuüberwind-
lich geltende Burg diente als Staatsgefängnis, worin mancher namhafte Ge-
fangene verwahrt wurde, wie z. B. 1027 Herzog Ernst von Schwaben (Kaiser
Konrads Ii. Stiefsohn) n. a. Im ganzen Lande war der Spruch bekannt: „Wer
da kommt nach Gieb'chenstein, der kommt selten wieder heim". Auch Ludwig der
Springer saß hier im Kerker; sein Sprung in die Saale hinunter, mit dem er
sich nach der Volkssage rettete, ist jedoch Fabel. Aber die Ulrichskirche in Sanger-
Hansen verdankt ihre Entstehung der gelungenen Flucht dieses thüringischen Land-
grasen. — In einer geschützten seitlichen Ausbuchtung des Saalthales liegt dicht
bei Giebichenstein das Solbad Wittekind. Die reizende, romantische Lage und
die Nähe einer großen Stadt machen den Aufenthalt dort angenehm.
Auf einem Porphyrfelsen erhebt sich das Stammschloß der Grafen von Wettin,
von deueu das sächsische Königshans abstammt; ein Porphyrkegel ist es auch, der