1880 -
Karlsruhe
: Reiff
- Autor: Meinzer, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Abgründe, die tobenden Wasserstürze, die lieblichen, tiefblauen Seen,
die reizenden Thäler und die gesunde Alpenluft laden unwiderstehlich
die Bewohner fremder Länder zum Besuche ein und Tausende aus
aller Herren Länder folgen allsommerlich diesem lieblichen Lockrufe,
um in der großen Gotteswelt, fern von allen Sorgen, Alpenluft
zu athmen und neue Kräfte zu sammeln zu fröhlicher Arbeit in
der Heimath.
Wie viel gibt's dann in der Heimath zu erzählen von den
Großartigkeiten der Schweiz, ihren hohen Gebirgen, ihren großartigen
Eismaffen, ihren Lawinen, ihren brausenden Gewässern, den boden-
losen Schlünden und Abgründen, den kränterreichen Triften und
Abhängen, auf denen der Senne feine zahlreichen Heerden weiden
läßt, von den riefigen Gebirgsstraßen, den lieblichen Seen, den
scheuen Gemsen, die auf den hohen Alpenwiesen ihrer Nahrung nach-
gehen, von Adlern und Geiern, die ihren Horst auf unzugängliche
helfen bauen, von wundervollen Alpenausfichten, vom großartigen
Sonnenaufgange und vom Alpenglühen!
Der südliche Theil der Schweiz ist wärmer als der nördliche.
Nur ein kleiner Theil des Landes kann zur Landwirtschaft benützt
werden. Schon bei 1200 m Höhe beginnt die Alpenregion, welche
nur noch zur Viehzucht (Alpenwirthschaft) dient; über 1800 in Höhe
trifft man nur noch Weiden und Alpenrosen. Bei 2600 m Höhe
beginnt die Schneeregion. Die Bodenprodncte reichen daher lange
nicht für den Bedarf aus und müssen eingeführt werden. — Die
Hanpterwerbsc,uellen bilden außer Land- und Alpenwirthfchaft In-
dustrie, Handel und Jagd, die oft sehr gefährlich ist (Gemsenjagd).
In einigen Theilen ist die Holzschnitzerei in Blüthe. Viel Geld
lassen die Fremden zurück, für die durch zahlreiche Hotels in
bester Weise gesorgt ist. Viele Schweizer aber müssen in der Fremde
Unterhalt und Glück suchen.
Die Bewohner sind Deutsche, Franzosen und Italiener;
es gibt daher 3 Landessprachen. Die Schweizer (Eidgenossen) zeichnen
sich durch Treue, Biederkeit, Einfachheit in Trachten und Sitten, durch
Tapferkeit, Ernst, Bildung, Fleiß und Liebe zu ihrem Vaterlande
ans. Ihre Freiheit und die Selbständigkeit ihres Landes halten
sie sehr hoch.
Was wißt ihr aus der Geschichte der Schweiz zu erzählen ? 1315 grün-
deten welche Cantone einen Bund? Warum? Wer war Keßler? Wilhelm
Tell? Gegen welches Volk kämpften die Schweizer siegreich bei Morgarten
und bei Sempach? Wer war Arnold von Winkelried? Karl der Kühne?
Cantone und Städte.
Seit 1848 bildet die Schwei; einen Bundesstaat von 22 Ean-
tonen (Bezirke), von denen jeder seine eigene Verfassung und Verwal-
tnng hat. Die obersten Landesbehörden haben ihren Sitz in Bern.