1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Rübenkamp, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
6 Die Norddeutsche Tiefebene.
auf beiden Seiten der untern Weser, endlose Weideflächen aus, ans denen
zahlreiche Rin der scharen weiden. An den feuchtesten Stellen werden
Weidenpflanzungen angelegt.
b) In den höher gelegenen Barschen, wo das Binnenwasser durch
die angelegten Kanäle abfließen kann, ist sowohl der Wiesen- wie auch
der Ackerbau möglich. Hier gedeihen Weizen, Gerste, Hafer, Raps und
Gemüse in reicher Fülle.
3. Eine Marschlandschaft.
Soweit das Auge reicht, erblickt man ausgedehnte Weideflächen, von
zahlreichen Rinderscharen bevölkert, aber auch üppige Weizen-, Gerste- und
Haferfelder. Schnurgerade Wege durchschneiden die ebene, waldlose Gegend.
Zusammenhängende Dörfer und Städte findet man nur in den Marschen,
die eine hohe Lage haben. Meist liegen die Gehöfte vereinzelt anf
künstlichen Hügeln. Die Gebäude sind durchweg aus Ziegelsteinen ge-
baut, selbst die Straßen sind häufig mit Ziegelsteinen gepflastert; denn
an Bauholz und festem Gestein fehlt es in der Landschaft, dagegen lagert
überall gute Ziegelerde. Auch Bäume und Sträncher sind in der Marsch
seltener; aber allerorten schwenken Windmühlen ihre Flügel. Zur Ent-
Wässerung ist das Land von vielen Gräben durchzogen, die das Grnnd-
Wasser sammeln und zur Nordsee leiten.
4. Die Deiche.
Um die Marschen vor den Überschwemmungen des Meeres zu schützen,
müssen hohe und feste Deiche aufgeführt werden. Wo die Entwäfserungs-
grüben durch die Deiche führen, find diese mit Schleuseu versehen, die
sich dnrch die anströmende Meeresflut von selber schließen und ebenso
zur Ebbezeit durch das abfließende Binnenwasser von selber öffnen. Die
Errichtung und Unterhaltung der Deiche kostet sehr viel Geld, so daß
die Marschbauern zu sagen pflegen: »Mit goldenem Pflnge könnten wir
ackern, wenn wir die kostspieligen Dämme nicht zu uuterhalten brauchten."
5. Entstehung der Marschen.
An der flachen Meeresküste wie auch an den Mündungen der großen
Flüsse lagert sich fortwährend ein fetter Schlamm (Schlick) ab. Er be-
steht aus feinen erdigen Stoffen und verwesten Tier- und Pflanzen-
teilen, die vou den Flüssen und dem Meere mit fortgeführt werden und
bei ruhigem Wasserstande zu Boden sinken (Sinkstoffe). Durch immer
weitere Ablagerungen wird der schlickartige Boden von Jahr zu Jahr
mehr erhöht, so daß er schließlich über den Wasserspiegel emporragt.
Wenn er von der Flut nicht mehr erreicht wird, stellt sich bald ein
üppiger Pflanzenwuchs eiu. Alsdann nmgibt man ihn mit einem hohen
Erdwall. Mit der Zeit wächst außerhalb des Deiches ein neuer Streifen
Schwemmland aus der Flut hervor; auch diesen deicht man ein. So