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1. Görlitzer Heimatkunde - S. 95

1906 - Breslau : Hirt
ij 158. B. Züge des Volkscharakters und Volkslebens. 95 Bei der Eigenart Böhmes war es kein Wunder, daß auch die Sage sich seiner Person bemächtigte, und so ist sein Name mit der Sage vom Schatz auf der uandeskrone verbunden geblieben. Auch der Name des großen Pädagogen Valentin Trotzendorf ist mehrfach mit Görlitz verknüpft. Zn Troüschendorf, anderthalb Wegstuuden von der Stadt, ward Valentin Friedland 1490 geboren; seinen ersten Unterricht genoß der begabte Knabe im Franziskanerkloster zu Görlitz. Als er nach längerer Abwesenheit wieder dahin zurückkehrte, rief ihm seine Mutter als Abschieds- grüß zu: „Balten, bleib ja bei der Schule", und noch später hat sich Trotzeudorf durch diesen Wunsch wie durch einen heiligen Auftrag ans Lehramt gebunden gefühlt. Er besuchte auch die Stadtschule, die damals an der Peters- kirche lag, ging aber, als er die Eltern verloren und sein Erbe verkauft hatte, nach Leipzig, um sich fürs Lehramt weiterzubilden und namentlich das Griechische zu erlernen. Drei Jahre lang wirkte Trotzendorf sodann an der Görlitzer Franziskanerschule, bis er, durch die Reformation begeistert, nach Wittenberg gezogen ward, wo er sich besonders an Melanchthon anschloß. Von hier aus wurde er 1523 nach Golbberg berufen, und nun begann seine vorbildliche, schul- resormatorische Tätigkeit, die ihu weltberühmt gemacht hat. In seinem Heimat- dorf ist ihm 1890 ein einfacher Denkstein errichtet worden, der die Inschrift trägt: Geburtsstätte des Valentin Friedland, genannt Trotzendorf, Rektor zu Goldberg, geboren am 14. Februar 1490, gestorben am 26. April 1556. In Görlitz trügt ihm zu Ehren eine Straße seinen Namen. Außer diesen dm bedeutenden Männern seien wenigstens erwähnt der - S. 6-1 genannte — Astronom Bartholomäus Scultetus (1540—1614), der Begründer der neueren Geologie, Abraham Gottlob Weruer (aus Wehrau) (1749—1817) und der Mathematiker und Philosoph Ehrenfried Walter von Tschirnhaus (aus Kieslingswalde) (1651—1708). Von regem wissenschaftlichen Sinne zeugen auch heute noch die beiden fröhlich blühenden wissenschaftlichen Vereine in Görlitz: die 1811 gegründete Naturforschende Gefellschaft mit ihren reichhaltigen Sammlungen (s. S. 51) und die seit mehr als 125iahren bestehende Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, die den Anspruch machen kaun, der älteste Geschichtsverein von ganz Deutschland zu sein. Die Baukunst weist seit Jahrhunderten sehr beachtenswerte, zum Teil mustergültige Leistungen auf (s. § 159 ff.); besonders bewundert werden die Bauten aus dem 16. Jahrhundert, dem Zeitalter der Renaissance. Weiter gibt es in unserer Stadt einen Knnstverein, der zunächst die Malerei pflegt und manche beachtenswerte, nicht zu unterschätzende Leistung gezeitigt hat, lowie seit 1902 einen Kunstgewerbe - Verein, der durch mehrere Aus- stellungen nicht nur seinen Mitgliedern, sondern auch weiteren Kreisen mannig- fache Anregungen gegeben hat. Musik wird in besonders eifrigem Wettbewerb durch eine ganze Reihe von größeren und kleineren Musikvereinen ange- legentlich gepflegt. Die großen fchlesischen Musikfeste finden nunmehr allein in Görlitz (alle drei Jahre) statt und vereinigen sehr viele Künstler und Kunst- freunde; der Bau einer Stadthalle für diese und ähnliche Veranstaltungen ist beschlossen und wird bald in Angriff genommen werden. Die Volksbücherei und Volkslesehalle, eine Stiftung des Geheimen Kommerzienrats Otto Müller,, Ehrenbürgers von Görlitz, ist im Rohbau vollendet.
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