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1. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 11

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 11 — baut. Der Fußboden bestand aus Lehn,, die Dächer waren mit Stroh, Schilf und Schindeln bedeckt. Die Besatzung des Kastells zählte ungefähr eine Kohorte oder 500 Mann. Von besonderem Interesse sind die Heizungsanlagen der Römer. Man verwandte zur Feuerung nur Holzkohlen, weil diese wenig Ranch entwickeln. — Einige Stufen führten zum Heizgemach (Hypokaustum). Vor diesem setzte ein Diener die Holzkohlen in Brand und schob sie in den ovalen Heizraum. Man nimmt an, daß von da die Glnt durch einen Kanal in den Hohlraum unter dem Fußboden strömte und die quadratischen Backsteinplatten, die von etwa einen halben Meter hohen Pfeilern getragen wurden und dem Fußboden zur Unterlage dienten, erwärmte. An den Ecken und Wänden des Zinnners waren rechteckige Hohlziegel angebracht, wodurch die einströmende, heiße Luft, nachdem sie den ganzen Fußboden erwärmt hatte, in das Freie entwich. - Bereits im 2. Jahr- hundert nach Chr. Geburt wurde die Hypokanstenheizung der Wohnräume im N. des Römerreiches bekannt. Von dem nördlichen Tore führt jetzt ein Weg abwärts nach einem in der Nähe aufgestellten Steine. Dieser steht ans dem dort vorüberziehenden Pfahlgraben und trägt die Inschrift: „Römischer Grenzwall oder Pfahlgraben"'). Auf dem Steine befindet sich eine Zeichnung des Laufes dieses Erdwalles, der die Grenze zwischen dein römischen Reiche und dem freien Germanien bezeichnete. Der Grenzwall diente zur militärischen Sicherung und war gleichzeitig Zollgrenze. Vor dem Erdwalle zog sich ein Graben hin, der an einzelnen Stellen oben mit Pfählen oder Palisaden besetzt war. Der Wall selbst war mit einen: sogen. Ge- bück bepflanzt. Hinter dem Graben besand sich ein Kolonnenweg. An diesem standen in Abständen von 460 bis 1000 in Türme, die für die Grenzwächter be- stimmt waren. In jedem Turm war eine Wache; außerdem giug eiu Wächter zwischen je 2 Türmen auf und ab. Bisher wurden am ganzen Pfahlgraben 80 Kastelle und 800 Wachttürme aufgefunden. Kreuzen wir vor dem linken Seitentore die Landstraße und biegen in den Wald, so führt ein schöner Waldweg abwärts nach der nahe gelegenen Loch- mühle im Erlenbachtale. Der Name verdankt seinen Ursprung einer Mühle, die früher in dein lochähnlichen Talgrunde betrieben wurde. Jetzt bezeichnet er eine Wald- Wirtschaft, die den Sommersrischlern und Touristen Erholung bietet. Eine lohnende Fußwanderung den Erlenbach entlang führt uns durch das „Köpperner Tal" nach der schön gelegenen französischen Kolonie Friedrichsdorf, von da durch den Hardtwald zurück nach Homburg. Auch können wir von der Lochmühle aus die von Usingen kommende Bahn benutzen und über Friedrichsdorf nach Homburg zurückfahren. Friedrichsdorf wurde im 17. Jahrhundert von den Franzosen, die i) Der Grenzwall (lirnes) zog sich von Hönningen bei Andernach am Rhein nach der Lahn, schloß Ems ein, lief südlich bis Schlangenbad, wandte sich alsdann östlich nach der Saalburg, dem Feldberg, der Kapersburg, von hier nach N. bis über Butzbach hinaus, beschrieb sodann einen nach 8. offenen Bogen bis Großkrotzenburg am Main, am westlichen Ende des Mainvierecks. Von Krotzenburg bis Wertheim bildete der Main die natürliche Grenze. Von Wertheim a. M. lief der Pfahlgraben nach 8. bis Lorch in Württemberg, in der Nähe des Hohenstaufen, von da östlich bis fast zur Mündung der Altmühl. — Das Wort Pfahlgraben steht zu dem Worte Pfahl in keiner Beziehung.
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