1905 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hessen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in den Römer. Der Weg dorthin war mit Brettern belegt, darüber wurden
Teppiche ausgebreitet, die, sobald der Zug vorüber war, der jubelnden Meuge
überlassen wurden. Gar lustig ging es bei einer solchen Krönung auf dem
Römerberge zu. Da war der Springbrunnen mit zwei Kufen rechts und links,
in die der Doppeladler weißen und roten Wein aus seinen Schnäbeln goß. Auf-
geschüttet lag dort der Hafer. Eifrig bemühte sich die Menge, hiervon soviel als
möglich zu bekommen. Hier stand die große Bretterhütte, in der man einen
ganzen, fetten Ochsen an einem ungeheuren Spieße über dem Kohlenfeuer braten
und schmoren ließ. Gold- und Silbermünzen wurden anf des Kaisers Befehl unter
die Meuge geworfen, wodurch sich das Gedränge oft bedenklich steigerte. Das bunte
Treiben dauerte bis in die späte Nacht. Der Dichter Goethe (geb. am 28. Ang. 1749
zu Frankfurt a. M. im Goethehause, gest. am 22. März 1832 als Minister des
Herzogs von Weimar) hat uns in seinen Werten eine treffliche Schilderung einer
solchen Kaijerkrönung hinterlassen.
f) Die Jndustri e. In 1. Linie ist Frankfurt Handels-, in 2. Linie
Industriestadt. Je uach den Stoffen, die verarbeitet werden, unterscheidet man:
Woll-, Baumwoll-, Leinen-, Leder-, Eisen-, Holz-, Glasindustrie :c. In Frankfurt
gibt es Maschiuenfabriken (Näh-, Schreib-, Dampf- und landwirtschaftliche Ma-
schinen), Lederindustrie, Elektrizitätswerke, Fahrradwerke, Großbrauereien, eine Gold-
und Silberscheideanstalt :c. Zahlreiche Bewohner verdienen in diesen Arbeitsstätten
ihr Brot.
g) Garten- und Gemüsebau. Berühmt ist Frankfurts Garten- und
Gemüsebau (Vororte). Tie Erträge des Garteubaues decken jedoch lange nicht den
Bedarf, vielmehr wird der größte Teil der Erzeugniffe der Landwirtschaft des
ganzen Maingaues und der angrenzenden Gebiete nach Frankfurt auf deu Markt
gebracht und daselbst abgesetzt.
Im Laufe der Zeit sind dem Maine entlang, besonders in Mühl-
heim a. M., auf der Mainkur, in Fechenheim, Griesheim und Höchst
Farbwarenfabriken entstanden (Grund?). Der Main liefert für die
Fabriken das Wasser, nimmt die übelriechenden Abfallstoffe auf und
ermöglicht billige Beförderung der Güter. (Nachteile: Verunreinigung
des Flußwassers, Gefährdung der Fischzucht durch die gesundheitsschäd-
lichen Abwässer :c.).
Weltberühmt sind die Anilinfarbwerke von Leopold Caffella u. Comp, in
Fechenheim und die Höchster Farbwerke, vormals Meister, Lucius und Brüning.
— Höchst a. M. ist eine Kreisstadt mit über 15 T. Einwohnern^). Es liegt an der
Mündung der Nidda in den Main. Die großartigen Farbwerke beschäftigten im
Jahre 1904 5000 Arbeiter, 200 Aufseher, 185 Chemiker und 400 Beamte. Sie
stellen vorzugsweise Anilinfarben her, deren Zahl bereits 4000 übersteigt^).
1) Am 1. X. 1904 = 15 232 Einwohner.
2) Außer den Anilinfarben werden in den Farbwerken künstlicher Indigo, Säuren,
Alizarinfarbstoffe :c., pharmazeutische Präparate hergestellt. Das Anwesen zählt 50
Dienstwohnungen für Beamte, 670 Arbeiter- und Aufseherwohnungen (Arbeiterfürsorge).
Der tägliche Kohlenverbrauch beträgt 60 Doppelwaggons, der tägliche Wasserverbrauch
55 T. cbm, der tägliche Gasverbrauch 15 T. cbm und der tägliche Eisverbrauch 350 T. kg.