1905 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hessen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Frankfurt — Aschaffenburg, Frankfurt — Hanau — Bebra, Hanau - Friedberg,
Hanau—eberbach, Hanau—hüttengesäß'), Hanau—langenselbolds und an ver-
kehrsreichen Landstraßen. Die Stadt zählt rund 31 T. Einwohner und ist die
zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks. Weil die Lage der Stadt sehr günstig
ist, haben sich Handel und Verkehr gut entwickelt. Lebhaft ist der Handel mit
Holz aus dem benachbarten Spessart, das vielfach nach dem holzarmen Holland
verschickt wird. — Schon 1140 wird Hanau genannt. Graf Damo erbaute im
Walde an der Kinzig eine Burg, Hageuow oder Hagenau (eine im Hag gelegene
Au) genannt. Nach und nach entstand um dieselbe eiu Dörfchen, das sich rasch
vergrößerte. Seit dem 13. Jahrhundert war Hanau der Sitz der Grafen von
Hanau, und im Jahre 1303 wnrde es zur Stadt erhoben. In jenem Jahr-
hundert ist auch die Altstadt entstanden, im Jahre 1597 wurde durch die ein-
gewanderten Niederländer (Wallonen) und Franzosen die Neustadt angelegt. Diese
Leute waren im 15. und 16. Jahrhundert ihres Glaubens wegen aus ihrer
Heimat verdrängt worden und haben sich um das Ausblühen der Stadt große
Verdienste erworben. Ihre Gewerbe blühen noch heute. Mau zählt verschiedene
Diamantschleifereien, (Vergl. Amsterdam), Bijouteriefabriken, welche die ver-
schiedensten Gold- und Silberschmucksachen liefern, Teppich- und Tabakfabriken :c.
In den letzten Jahrzehnten sind 5 Brauereien, verschiedene Breunereien und 6
chemische Fabriken entstanden. Der schönste Teil der Stadt ist die Neustadt. Sie
ist regelmäßig angelegt und hat breite, schnurgerade Straßen. Hier liegen der
Marktplatz mit deiu Rathaus, die Jnfanteriekaserne (Ins.-Reg. Hess.-Homburg
Nr. 166; das Thüring. Ulanenregiment Nr. 6 liegt außerhalb der Stadt). Zu deu
schönsten Gebänden gehört die wallonische Doppelkirche. Sie ist im Innern
durch eine Mauer in 2 Teile geschieden für den Gottesdienst der französischen und
der niederländischen Reformierten. Ferner merken wir das Schloß, früher Wohnsitz
der landgräfl. Familie von Hesien-Philippstal, seit 1891 der Stadt gehörig,
das Gebnrtshans der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, jetzt Landratsamt,
an der Gedenktafel erkenntlich. Die Brüder Grimm sind durch ihre Sammlung
deiltscher Sagen und durch die „Kinder und Hausmärchen" die Lieblingsdichter der
deutschen Jugend geworden. Der ältere Bruder Jakob wurde am 4. I. 1785, der
jüngere Wilhelm am 24. I. 1786 in Hanau geboren. Am 18. X. 1896 wurde zur
Ehrung der beiden Brüder in ihrer Vaterstadt ein prachtvolles Denkmal enthüllt.
Hanau hat ein Kgl. Gymnasium, eine Oberrealschule, eine Höhere Mädchen-,
eine Knaben- und Mädchen-Mittelschule, eine Zeichenakademie, eine Goldschmiede-
schule, eine kaufmännische und eine gewerbliche Fortbildungsschule, ein Theater :c.
Das Lamboifcst in Hanau.
Wer das heitere Hanauer Völkchen in leiner Gemütlichkeit kennen lernen
will, der besuche am 13. Juni das Lamboifest. Mit diesem Feste hat es folgende
Bewandtnis. Im 30 jährigen Kriege (1635) belagerte der kaiserliche General
Lamboi die von den Schweden unter General Ramsen besetzte Stadt. 9'/? Monate
leistete die Stadt tapferen Widerstand. Da drohte Lamboi, die Stadt durch
Hunger, Feuer und Schwert zu vernichten. In diefer harten Bedrängnis schickte
Gott Hilfe durch deu Laudgrafen Wilhelm V. von Hessen. Als dieser mit der
Spitze seines Heeres von Friedbcrg über Windecken ans der Hohen Straße
i) Kleinbahnen.