1871 -
Nürnberg
: Korn
- Autor: Krumbacher, Friedrich August
- Hrsg.: Hopf, Georg Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
8
Inseln, welche bei hoher Flut unter Wasser gesetzt werden, bei
starken Sturmfluten aber oft große Verwüstungen erleiden. Die
Hallige haben keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht. — Laudein-
wärts, hinter den Marschen, breiten sich (im Elbe- und Weserland,
in Holstein und Schleswig) große mit Haidekraut überdeckte Sand-
flächen aus, deren höher gelegene Striche (Geestland oder die
hohe Geest) noch einigen Anbau zulassen. Die Niederung zwi-
scheu der Weser und der Grenze von Holland hat ausgedehnte Moore,
welche sehr viel Torf liefern; allmählich breitet sich daselbst auch der
Landbau aus, indem Kanäle zur Ableituug des Wassers gegraben
und Fehne oder Moorcolonien gegründet werden.
Das östliche Tiesland umfaßt das Hinterland der Ostsee,
von der Elbe bis zur Weichsel, von der Oder und fielen Küsten-
flüssen durchfurcht. Der Mangel an Ebbe und Flut macht hier das
Meer weniger gefährlich; überdies sind die Küsten höher, als die
der Nordsee und oft durch Dünen von 500 Fuß Höhe geschützt.
Hier findet man daher feine Hallige und Marschen; Rügen hat meist
fetten, schweren Boden mit Unterlage von Kreide, andere, von der
Küste weiter entfernte Inseln Kalkfelsen und Granit. Dagegen zeigen
die Küsten an den Flußmündungen die eigenthümliche Bildung der
Haffe, seeartige Erweiterungen des Bettes, die durch dicht au-
einanderschließende Inseln oder eine schmale Landzunge von Dünen
(Nehrung, Niederung) vom Meere getrennt werden. Sie können
nicht als Meerbusen angesehen werden, weil sie süßes Wasser haben.
Solche Strandseen sind: 1) das Stettiner oder das pommerische
Haff in Pommern, welches in das große und kleine Haff zerfällt
und die Oder aufnimmt; 2) das frische Haff, in welches sich die
Nogat, ein östlicher Arm der Weichsel, die alte Weichsel und der
Pregel ergießen; 3) das kurische Haff, in welches die Memel oder
der Ntemett mündet. Die kurische Nehrung ist 13 Meilen lang und
an den meisten Stellen keine Viertelstunde breit.
Das Innere des ostdeutschen Tieflandes unterscheidet sich von
dem westdeutschen vornehmlich durch die mit Kieferwaldungen be-
deckten Sandberge, dnrch die zahllosen Seen und durch die häufige
Erscheinung der erratischen Blöcke oder Findlinge, großer abgernn-
deter Felsblöcke, welche einst das Mm diesen Gegenden zugeführt
haben mag.