1892 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Kramer, R.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Westfalen
10 Wie es in der Provinz Westfalen aussieht.
z.b. in Hilchenbach in großerausdehnung betrieben. Andere Gewerbs-
thätigkeit erstreckt sich auf Gewebe und Gespinste.
6. Das Paderdornsche,
Wir durchreisen das Paderbornsche auf der Eisenbahn, die von
Thüringen herkommt und über Kassel, Warburg und Pa-
derborn nach Hamm führt. Die Eisenbahn geht von Kassel
nordwärts und zieht sich im Thale der Diemel herauf, welche
zwischen Westfalen und der Provinz Hessen>Nassau die Grenze
bildet. Eine hohe, aus Quadersteinen gebaute Brücke führt bei
Liebenau über das Thal des Flusses. Warburg an der Diemel
ist der erste Anhaltepunkt in unserer Provinz; obgleich von da an
die Berge beginnen, so breitet sich doch um die Stadt her noch
eine der fruchtbarsten Gegenden aus, die dem Hellwege bei Dort-
mund und Unna und den Weizenfeldern bei Soest (Söst) an die
Seite zu stellen ist; sie heißt die Warburger Börde und ist für
die Gebirgsgegenden eine wahre Kornkammer. Von hier an schlängelt
sich die Bahn in allmählicher Steigung an der Ostseite des Egge-
gebirges oder des südlichen Teutoburger Waldes iu diehöhe.
Der Teutoburger Wald hat wohl die schönsten Buchen im ganzen
dentschen Lande; schlank erheben sich die weißgrauen Stämme mit
ihrem breiten, frischgrünen Laubdache. Wir gelangen auf der
Schienenbahn immer weiter hinauf über mächtige Überbrückungen
von Schluchten an Willebadessen vorüber, wo wir uns bereits
über 300 m hoch über der Nordsee befinden, bis wir bei Neuen-
heerse, einem alten adeligen Damenstift, eine der höchsten Höhen er-
reichen, welche überhaupt eine Eisenbahn im Königreiche Preußen über-
steigt. Sie beträgt fast 400in. An manchen Stellen wurde die Bahn
durch Felsen gesprengt, an anderen wurden hohe Dämme ausgeschüttet,
riesige Brücken gebaut, oder ein schwindelnder Weg an steilen Berg-
abhängen hin geleitet. Von den Höhen aus hat man einen freien
Blick auf das schöne Land, welches sich von dem Eggegebirge bis
an die Weser hin ausbreitet. Bei Altenbeken, wo die Bahn aus
der Ostseite des Gebirges nach Paderborn hin abzufallen beginnt,
geht ein anderer, 1865 eröffneter Schienenweg ostwärts über Dri-
bürg, einem Badeorte in freundlicher Berggegend. Die Heilquelle
ist von fcharfem, säuerlichem Geschmack, wohlschmeckend und enthält
viel Kohlenstoff, Salz- und Eisenteile; weiter führt die Bahn über
Höxter, Holzminden, Kreiensen nach Magdeburg und Ber-
lin. Von Holzminden zweigt sich eine Bahn ab, welche diese braun-
schweigische Stadt mit Warburg, Meschede, Arnsberg verbindet
und sich bei Schwerte mit der von Soest kommenden und nach
Elberfeld, Barmen, Cöln, Düsseldorf führenden bergisch-
märkischen Bahn vereinigt. Eine schöne hohe Kastanienallee
sührt von Höxter nach dem alten, ehrwürdigen Kloster Corvei.
Die alte Abtei von Corvei bildet mit der Kirche ein großes,
aus Bruchsteinen gebautes Quadrat; in dem Gange sind die