1892 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Kramer, R.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Westfalen
Wie die Sachsen zum Christenthum bekehrt wurden. 19
Da fielen alle vom Christentums ab; die Sachsen drangen bis
Koblenz am Rheine vor, verwüsteten die Felder, verbrannten die
Kirchen und erschlugen die Priester. Da kam ein großer Schrecken
über die Franken; der Kaiser zog mit einem mächtigen Heere herbei
und ließ Festungen bauen, um das wilde Volk im Zaume zu halten.
Als aber die Sachsen am Ostsüntel ein Frankenheer verräterisch
überfielen und den Franken eine neue Hermannsschlacht bereiteten,
da wurde Karl zornig und drohte das Volk auszurotten, das immer
nur auf Abfall sinne. In seinem grausamen Zorne ließ er 4500
gefangene Sachsen bei Verden an der Aller enthaupten. Das er-
bitterte die Sachsen aufs äußerste, und unter Wieking und Albion
machten sie eine letzte verzweifelte Anstrengung gegen Karl, den
„Aisken Slachtern" (bösen Schlächter), wie sie ihn nannten. Aber
ihr Gott Wodan, so sehr sie ihn anflehten, konnte ihnen uicht
helfen. Sie schlugen wohl die blutige Schlacht zu Thietmelle (Det-
mold), ihre Macht aber wurde an der Hase im Osnabrückschen
völlig gebrochen. Sie baten um Frieden.
3. Kaiser Karl erkannte nun auch, daß nimmer das Christen-
tum festen Fuß im Sachsenlande fassen könnte, bevor er nicht Wie-
kings eisernes Herz bezwungen habe. Er beschloß, ihn durch Milde
zu gewinnen. Also sandte er Boten aus und ließ ihm sagen, er
solle nicht länger wider den Stachel löcken, sondern das Evange-
lium annehmen, er möge nicht selbst sein Volk ins Verderben führen,
der Kaiser wolle ihn halten und ehren, wie es einem tapfern Manne
gezieme. Und Wieking bedachte, wie viele der Seinen schon gefallen
waren und die Welt ringsum eine andere geworden war. Als da-
her der Kaiser einen andern Boten sandte und ihm gelobte, daß er
nimmer an Rache denke, und daß Wieking seinem kaiserlichen Worte
vertrauen möge, da glaubte er ihm und verließ das Sachsenland
und mit ihm Albion. Der Kaiser beschied sie nach der Stadt
Attigny (Attinjy) in Frankreich. Da trat der Sachsenheld vor den
mächtigen Frankenkaiser, und beide tapfere Männer sahen sich von
Angesicht zu Angesicht, verziehen einander alles, was sie sich Böses
gethan hatten, und Wieking und Albion empfingen die Taufe in
der Kirche zu Attigny im Jahre 785. Also hatten die Sachsen
ihre besten Führer verloren, und ihre Kraft war seitdem gebrochen.
Auch erkannte Karl, daß Härte und Zwang ihn nicht zum Ziele
führten. Er hörte auf die Stimme der Kirche und gab den Sachsen
mildere Gesetze. So kam es 803 zu dem Frieden zu Selz. Er
endete den 31 jährigen Krieg zwischen Karl dem Großen und den
Sachsen; für diese ehrenvoll, denn sie behielten ihre alten Gesetze
und Gleichheit mit den Franken. Fortan duldeten sie die christlichen
Bistümer und Klöster, welche der Frankenkönig in ihrem Lande
gründete und wurden so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne
der christlichen Kirche.
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