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1. Westfalen - S. 28

1892 - Breslau : Hirt
für internationale Schulbuchforschun» 28 Blicke in die Vergangenheit Westfalens. & «unschweifl Ätfhilbuchbibüotwwi durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rottmann als Prediger an der Lambertuskirche hervorgethan hatte. Münster ward von Wiedertäufern namentlich aus Holland fleißig heimgesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärmerischen falschen Propheten an- schloß. Bald kamen nun auch in den ersten Tagen des Jahres 1534 der wiedertäuferische Prophet Johann Matthiesen, ein Bäcker aus Harlem und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Lehden, einer feiner zwölf Apostel. Bei einem wohlhabenden, aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre An- Hänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen uackt, und riefen: „Thut Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch umtaufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldenen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schlossergesellen standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rate samt den treugebliebenen Bürgern auf der anderen Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rat auf einen Vergleich ein. Die menschlichen und gött- lichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung der Aufrührer trug bittere Früchte. Von Stund au mehrte sich ihre Zahl; von allen Gegenden lief, wer gleichen Sinnes war, herzu, Männer ohne ihre Weiber, Weiber ohne ihre Männer, auch ganze Familien. Bei der neuen Ratswahl gewannen sie die Oberhand, besetzten alle Ämter in der Stadt mit ihren Leuteu und wählten Knipperdolling zum Bürger- meister. Bewaffnet kamen sie aus dem Rathause zusammen. Eine Weile lagen sie betend in tiefster Stille auf den Knieen; auf einen ihrer Propheten schien ein tiefer Schlaf gefallen zu sein; plötzlich fuhr er auf und rief: „Hinweg mit den Kindern Efaus! Die Erbschaft gehört den Kindern Jakobs!" Die andern verstanden ihn, rannten durch die Straßen und schrieen: „Heraus, ihr Gott- losen!" Es war ein stürmischer Wintertag, tief lag der Schnee, naß fielen die Flocken vom Himmel. Hochbetagte Leute, die fchon lange nicht mehr weiter als aus dem Bette auf den Lehnstuhl gekommen waren, Mütter, ein Kind auf dem Arme, wie sie es aus dem Schlafe geriffeu, ein Knäblein ohne Schuhe an der Hand, stießen sie hinaus in das Unwetter. So ging es allen, die bei ihrer ersten Taufe verharrten. Nun teilten sie die eingenommene Stadt und machten sich in den Häusern breit, wie der Sperling in dem fremden Neste. Das bewegliche Gut der Vertriebeneu schafften sie auf das Rathaus, und der Prophet Matthiesen bestimmte sieben Diener, welche den Gläubigen nach eines jeglichen Notdurft davon verabreichen sollten. 2. Da nahte der Rächer. Der Bischof von Münster schloß die Stadt mit Heeresmacht ein. Drin aber wurds immer toller. Alle Kunst- werke wurden zur Ehre Gottes verbrannt, desgleichen alle Schriften,
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