1903 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Kälker, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 3 —
Insel Formosa liefert Tee, Reis u. Zucker. Hauptstadt ist Tokio (= Haupt-
stadt des Ostens) auf Nipon, durch Eisenbahn mit dem Hafen Yokohama
verbunden.
Unser Pelzland ist Russisch-Asien, gewöhnlich Sibirien genannt. Bei
diesem Worte denken wir an rauhes, unwirtliches Land (das sächsische
Sibirien), das trifft aber nur für das uördl. Drittel zu. Wie weit reicht
es nach 8? Kälter ist es freilich überall als unter gleicher nördl. Breite
in Europa, denn während die kalten Eismeerstürme ungehinderten Zutritt
haben, wird die warme Luft des 8 durch Gebirgswälle abgehalten. Diese
sind die Quellstätten der sibirischen Ströme: 1. Der Ob, ein mächtiger
Strom mit regem Dampferverkehr, hat das größte Stromgebiet unter den
Flüssen von Asien. 2. Jenissei vom wald- u. wildreichen sajamschen Gebirge,
das bekannt ist durch die bedeutendsten Graphitgruben der Erde (verarbeitet
in Nürnberg); ein Nebenfluß geht durch den gewaltigen Bajkalfee (2v2tnal
so groß wie Sachsen). 3. Lena. Alle drei haben trotz ihres Wasserreichtums
geringe Bedeutung für den Verkehr, weil ihre Mündungen den größten
Teil des Jahres mit Eis bedeckt sind u. auch der Seeweg nach Europa
nicht sicher ist. a) Westsibirien bildet eine ungeheure flache Ebene, bedeckt
mit seingeschlemmtem, steinlosem Boden (alter Meeresgrund). Das fiibl.
Drittel zeigt Steppencharakter, zahllose Seen bilden eine unerschöpfliche
Salzkammer; Schafzucht. Bis zum 63° nördl. Breite folgt Waldland, meist
Birkenbestand. Der fruchtbare Boden gibt als Ackerland reiche Getreide-
ernten, der Wald beherbergt Pelztiere. Dann folgt die Tundra, die nur
noch Moos u. Flechten erzeugt u. damit die Renntiere wandernder Samo-
jedenstämme ernährt. Westsibiriens Garten u. Schatzkammer ist der Altai;
sein Reichtum an Wald u. Wild, Edelmetallen u. Steinkohlen, Getreide u.
Honig ist unerschöpflich. Rechte Verwertung kann dies erst nach Vollendung
der sibirischen Eisenbahn erlangen, die Moskau mit der Küste des Stillen
Ozeans verbinden wird. Jetzt ist Brennpunkt des Handels die Messe zu
Nischmj-Nowgorod an der Wolga, wo Waren im Werte von 600 Mill.
Mark zusammenströmen. Wichtige sibirische Handelsstädte sind Tomsk,
Tobolsk, Jrkutsk. b) Ostsibirien ist noch wenig bekannt u. spärlich von
Jagd u. Renntierzucht treibenden Stämmen bewohnt, die ihre Erzeugnisse
gegen Tabak, Werkzeug u. Waffen austauschen. Verbrecherkolonien, c) In
Mittelasien dringen die Russen immer weiter südwärts. Am Aralsee weiden
die Kirgisen ihre Pferde- u. Schafherden. Ihre Hauptnahrung ist die
gesäuerte u. gegorue Milch jener Tiere, auch bei uns als Kumys bekannt.
Im Winter ziehen sie ins „sibirische Italien" am Balkaschsee. Rußland
aber strebt immer weiter nach dem sonnigen 8 am Indischen Ozean, er soll
einst die Pforte für Russisch-Asien werden, daher die Furcht der Engländer
gegenüber diesem Vorwärtsdringen, das für die Russen nötig ist, weil ganz
Sibirien keinen eisfreien Hafen besitzt. Den wollen sie im Jndusgebiet
erlangen. Aus demselben Grunde suchen sie in China vorzudringen (Port
Arthur).
Das Ziel der sächsischen Missionare ist Englisch-Asien, Vorderindien.
Wie hoch die Engländer ihre Besitzungen in Vorder- u Hinterindien schätzen,
zeigt sich schon darin, daß sich die Könige von England Kaiser von Indien
i*