1903 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Kälker, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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aber strahlten auch beständig Wärme in den Weltenraum aus. Im Laufe
der Zeiten verloren die gasförmigen Stoffe so viel Wärme, daß sie flüssig
wurden. Die schwereren Stoffe sanken nach der Mitte zu, die leichteren
blieben an der Oberfläche. Als der Wärmeverlust immer größer wurde,
begann die Oberfläche zu erkalten. Die Gesteine erstarrten u. bildeten
kleinere und größere Schollen, die auf der Erdmasse schwammen, weil sie
leichter waren als der Kern. Die Kruste wurde im Laufe der Zeiten
immer dicker, wie mächtig sie in der Gegenwart ist, wissen wir nicht. Aber
jetzt noch nimmt man an, daß im Innern der Erde ein feuerflüssiger
Kern vorhanden sei.
Die entstandene Erdkruste war nun den verschiedensten Veränderungen
unterworfen, Feuer u. Wasser arbeiteten an ihrer Zerstörung u. Umbildung.
Vulkanische Ausbrüche trieben feuerflüssige Massen empor, die die Kruste
durchbrachen u. sich auf ihr ausbreiteten, Erdbeben vernichteten Teile der-
selben. Hebungen u. Senkungen fanden statt; die Kruste schrumpfte zusammen
wie die Schale eines Apfels, legte sich in Falten u. zerbarst dabei. So
entstanden die Gebirge auf der Erdoberfläche. Aber auch das Wasser u.
der Wind waren tätig. Durch Verwitterung wurden Gesteine wieder zer-
trümmert, Eis, Schnee n. Regen lösten die Gesteine auf, wie wir es jetzt
noch an den Bausteinen der Straße, am Kalk u. Salz beobachten können.
Die Flüsse schwemmten die Trümmer fort n. füllten damit Täler aus.
Welche ungeheure Kraft die Ströme ausüben, zeigt uns ebenfalls noch die
Gegenwart. Die Rhone soll jährlich mehr als 20 Mill. kbm feste Bestand-
teile ins Mittelmeer führen, die Donau 1340 Mill. Zentner ins Schwarze
Meer. Jährlich schiebt der Mississippi sein Delta (um 54 m) weiter ins
Meer, ebenso der Po. Das 25 km landein liegende Abriet lag einst am
Meer. Das Nildelta ist bereits größer als die Provinz Westsalen. Und
wie das Wasser, arbeitet der Wind an der Umgestaltung der Erde, die
Bildung der Dünen u. der Wüsten zeigt seine Tätigkeit.
Als sich die Erde genug abgekühlt hatte, als die Sonnenstrahlen die
die Erde verhüllenden Nebelmassen durchbrachen, da war die Zeit gekommen,
wo Gottes Schöpferhand den nackten Erdball mit Pflanzen schmücken u. mit
Tieren bevölkern konnte, bis endlich der Mensch ins Dasein gerufen wurde.
Die Geschichte der Gesteine ist also selbstverständlich älter als die der
Pflanzen, Tiere u. Menschen. Danach, wie diese auftraten, teilen wir die
Erdgeschichte in verschiedene Abschnitte ähnlich der Weltgeschichte der Menschen.
Bei der fortdauernden Um- u. Neubildung der Gesteine wurden nämlich
die zu der betreffenden Zeit vorhandenen Pflanzen u. Tiere von den weichen
Gesteinen eingeschlossen u. versteinert.
1. In den Gesteinen der Urzeit, im Gneis, Granit, Glimmerschiefer,
zeigen sich keine Reste von Pflanzen u. Tieren, sie konnten damals noch
nicht bestehen. 2. Im Altertnme der Erde, in dem sich Porphyr, Sand-
stein, Kalk, Steinsalz u. Steinkohle bilden, treten Tiere u. Pflanzen auf,
teils in Formen, die es heute noch gibt, teils in solchen, die längst aus-
gestorben sind. Abdrücke von Schwämmen, Schnecken, Korallen u. Fischen
sind uns erhalten. 3. Das Mittelalter der Erde erzeugt Bunt- u. Quader-
sandstein, Jurakalk, Kreide, Tonschiefer, manche Steinsalzlager. In der