1908 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wonnen, die sich in der Nähe der Stadt Carrara (Zeige und
bestimme die Lage!) befinden. Der carrarische Marmor ist in
ganz Europa bekannt und geschätzt. Von Livorno aus wird
er versandt.
9. Vesuv und Ätna.
Ziel: Wir lernen heute jene beiden Berge Italiens kennen,
die schon mehr als einmal furchtbares Unglück über frncht-
bare Landstriche gebracht haben, sogar ganze Städte von der
Erde verschwinden ließen. Wir besuchen Vesuv und Ätna.*)
1. Wir wenden uns zunächst dem Vesuv zu. Was lehrt die
Karte? (Er steigt frei aus der Campanischen Ebene auf im Osten
des Golfes von Neapel und erreicht — wie die Zahl auf unserer
Karte meldet — eine Höhe von 1280 m, ist also ungefähr so hoch
wie der Fichtelberg im Erzgebirge.) Wenn wir ihn besteigen, so
kommen wir mehrere Stunden durch üppige Pflanzungen von Wein,
Feigen und Aprikosen. Später führt der Weg durch ödes, braunrotes
Lavagefilde, auf dem kein Baum, kein Strauch sich erhebt. (Vorzeigen!)
Anfangs liegen hier noch große, festliegende Steine, auf die man treten
kann. Höher hinauf wird der Weg sehr beschwerlich; denn hier liegt
Geröll und Gebröckel verbrannter Steine und rotbraune Erdasche. Hier
und da ist der Boden heiß, und unter den Steinen qualmt es hervor.
Nach einer weiteren halben Stunde sind wir endlich am Rande des
Kraters angekommen. Der Krater ist ein ungeheurer Kessel mit einem
hohen, aus verbrannten Gesteinen und aus Asche bestehenden Rande **).
Auf ihm kann man herumgehen. Der Umgang erfordert eine halbe Stunde
Zeit. Vom Rande aus sieht man in die Tiefe des Kraters hinab, der
fast immer mit schwefligen Dämpfen gefüllt ist. Zuweilen fährt eiu breiter
Flammenstrahl sausend und zischend empor. Eine Menge heißer Steine
und Asche steigt funkelnd über das Feuer hinaus und fällt dann in den
Krater zurück. Hier erkalten die ausgeworfenen Stoffe langsam. Nach
etwa 10 Minuten wiederholt sich dieses Schauspiel. Wieder rötet sich der
Dampf, wieder fährt ein Flammenstrahl empor, wieder werden kleine
Steine und Asche ausgeworfen. — Nicht immer freilich zeigt der Vesuv
dieses friedliche Aussehen. Furchtbar ist ein Ausbruch des Vulkans.
Ein Reifender,***) der den großen Ausbruch vom 16. bis 20. November
1868-j-) mit erlebt hat, erzählt uns davon folgendes:
*) Auch die Inseln Stromboli, Vulcano und Lipari besitzen tätige Vulkane.
Die Volksschule braucht ihrer nicht zu gedenken.
**) Am Fuße des Aschekegels befindet sich das Observatorium mit Ein-
richtungen für meteorologische Beobachtungen und die Beobachtung der atmo-
sphärischen Elektrizität, einer Bibliothek und einer Sammlung vulkanischer Produkte.
***) Nach Heiurich Boernstein.
i) Die größeren Ausbrüche im 19. Jahrhundert waren die der Jahre 1804,
1810, 1822, 1828, 1831, 1834, 1839, 1850, 1855, 1856, 1857, 1858, 1868, 1872.