1908 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zende Läden und viele hervorragende Gebäude, darunter schöne Kirchen,
eine Universität, eine Sternwarte. Noch vor 40 Jahren hatte Athen
20000 Einwohner, jetzt wohnen über 100000 Menschen in seinen
Mauern. Im Jahre 1839 zählte die Universität fünfzig Hörer, heute
gehen dort gegen 4000 aus und ein. Und welch ein Leben herrscht in
den Straßen! An allen Ecken öffnen sich Kaffeehäuser, in denen man
köstlichen Kaffee schlürft oder Süßigkeiten verzehrt. Geldwechsler be-
treiben lärmend ihr Geschäft auf der Straße. Durch die geöffneten
Türen und Fenster kann man Hineinschanen in die Werkstätten der Hut-
macher, Schneider und Schuhmacher. Ausrufer erfüllen die Luft mit
ihrem Geschrei und bieten Obst, Gemüse, Milch, Fische oder Lämmer
zum Kaufe au. Kleine Jungen, die man „Sitftro"*) nennt, umdrängen
uns, um das Schuhwerk und die Kleider von dem in der Stadt be-
ständig herrschenden Staube zu befreien. Fremde aus allen Teilen
Europas durchwandern die Straßen, um die Reste des Altertums auf-
zufucheu und zu bewundern.
Zur fachlichen Besprechung.
a. Wo durch ist Athen wieder zur Blüte gelangt? Da-
durch, daß nach dem Kriege, der Griechenland die Freiheit
brachte, Athen zur Hauptstadt des Landes erwählt wurde und
der König und die vornehmsten Beamten hier ihren Wohnsitz
nahmen.
b. In den Kirchen Athens sieht es anders aus als in
unseren Gotteshäusern! Woher kommt das? Die Mehr-
zahl der Bewohner Athens (Wie überhaupt Griechenlands!)
gehört der griechisch-katholischen Kirche an. In den griechischen
Kirchen aber gibt es keine Orgeln, in ihnen wird auch fast
gar nicht gesungen und nur sehr selten gepredigt. Ein jeder,
der die Kirche besucht, sagt stehend einige Gebete her, bekreuzt
sich, küßt die heiligen Bilder oder Bildsäulen und verläßt dann
die Kirche wieder. Zum Abendmahl aber wird selbst das kleinste
Kind auf den Armen in die Kirche getragen. Eigentümlich ist
auch die in den Kirchen stattfindende Verbrüderung. Wollen
zwei Freunde ihre Freundschaft besonders dauerhaft machen, so
gehen sie in das Gotteshaus und nehmen vor dem Altar Auf-
stellung. Dort schlingt ein junges Mädchen ein Tuch um sie,
und der Priester gibt ihnen den Segen. Nun stehen sie sich
in Glück und Unglück bis an den Tod treu zur Seite.
Zusammenfassung und Einprägung an der Hand der Übersicht:
Die Stadt Ath en.
1. Lage und Größe Athens.
2. Die Altertümer Athens.
*) Lustro — Ich mache glänzend.