1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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4 In den Cordilleren von Südamerika.
Iiel: Wir unternehmen heute in Gedanken eine Fahrt über
die Cordilleren und zwar von Lima aus. (Zeigen!)
Zunächst geben die Schüler noch einmal im Zusammenhange an, was
ihnen bis jetzt über dieses gewaltige Gebirge bekannt ist (Vergl. S. 11).
Sodann schreitet der Unterricht fort an der Hand zweier Fragen:
I. Wie rüsten wir uns aus zur Reise?
Wer in die Anden reisen will, erzählt der Lehrer, muß nicht nur
eigene Pferde bei sich haben, sondern alles mit sich nehmen, was er zum
Leben braucht, sein Bett, wenn er nicht auf dem nackten Boden schlafen
will, sein Brot, seinen Wein, ja selbst seine Kerzen, wenn er abend
nicht ohne Licht zu bleiben Lust hat. Ein Indianer dient als Führe
und Bedienter zugleich. Er versorgt die Pferde und führt das Maultier
welches das Gepäck (Also?) trägt.
Die Ausrüstung des Reisenden ist folgende: Ein Strohhut mit med-
rigem Kopf und breitem Rande wird nnter dem Kinn durch ein starkes
Band befestigt. Eine dunkelblaue Brille schützt die Augen vor den Sonnen-
strahlen, die von den Schneeflächen blendend zurückgestrahlt werden.
Von den Schultern hängt ein faltiger Mantel herab. Dieser Mantel,
Poncho genannt, ist nichts als ein längliches, viereckiges Stück Zeug, mit
einem Schlitz znm Durchstecken des Kopfes. Große Ledergamaschen, mit
Riemen über dem Knie festgebunden, schützen die Beine. Auf den Sattel
wird ein auf der Innenseite gegerbtes, auf der Außenseite noch mit der
Wolle versehenes Hammelfell gelegt. Ungeheure Steigbügel schließen den
ganzen Fuß ein.
Zur sachlichen Besprechung.
Ist es denn nötig, so viel Gepäck mit sich zu führen?' Gewiß!
Die Landstriche, durch welche die Reise geht, sind völlig wüst. Außer
wenigen Jndianerhütten, die hier und da aus den Bergen zerstreut liegen,
giebt es oft meilenbreit keine menschliche Behausung. Der Reisende kann
von Glück sagen, wenn er abends, nachdem er den ganzen Tag aus dem
Pferde zugebracht hat, ein Posthaus findet, in dem er übernachten kann.
Diese „Posthäuser" sind schlechte, mit Stroh gedeckte Hütten, an denen
eine Ochsenhaut, die man über ein Gestell ausgespannt hat, als Thüre
dient. Im Innern läuft rings herum eine niedere Bank von Erde, die
als Schlafplatz dient. In der Mitte vertritt eine andere etwas höhere
Erdbank die Stelle des Tisches. Auf ihm legt jeder seine mitgebrachten
Lebensmittel nieder. Wer nichts mitgebracht hat und nichts von einem
anderen Reisenden geschenkt erhält, muß gewöhnlich hungern, denn nur
selten kann man von den Indianern, welche das Posthaus bewachen, etwas
erhalten und dann auch nur eiuige Kartoffeln und etwas getrocknetes
Fleisch.