1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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empor. Rauhe Winde erhoben sich, Regen durchnäßte die Kleider,
Hagelschauer durchdrangen Mark und Bein, aber niemand wollte zurück-
weichen, und endlich lag denn auch vor den entzückten Augen der Spanier
ein herrliches Land aus dem helle Städte und schattige Hügel, wogende
Fruchtfelder und duftende Gärten herübergrüßten. In der Mitte der
Landschaft blitzten blaue Seen, deren Ufer Städte und Marktflecken zier-
ten u. a. auch die prächtige Hauptstadt mit ihrem Häusermeere, ihren
weißen Türmen und Pyramidentempeln. Das Schauspiel, das die Spnuier
genossen, mochte dem ähnlich sein, das Moses vom Gipfel des Nebo
grüßte, und wonnetrunken riefen die Krieger: „Seht, das ist das gelobte
Land".
Das Heer nahm seine Richtung ans die kaiserliche Hauptstadt. Am
8. November 1519 erfolgte der Einzug. Die Spanier hatten eben in
eine der Hauptstraßen eingelenkt, als ihnen ein glänzender Zng entgegen-
kam. Monteznma, der Beherrscher des Aztekenreiches, kam selbst, um die
Fremdlinge zu begrüßen. Er saß in einer niit Federn und Edelsteinen
reich verzierten Sänfte. Neben dieser gingen barfuß die Großen des
Reiches. Sobald der Zug vor deu Spaniern angelangt war, stieg der
prachtvoll gekleidete Fürst ans und ging auf die Fremdlinge zu. Ter
Weg vor ihm war mit Teppichen belegt, damit der kaiserliche Fuß nicht
die bloße Erde berührte. Moutezuma mochte damals gegen 39 Jahre
alt sein. Er trug einen salrenreichen, reich mit Federn gezierten Mantel.
Sein eigentlicher Anzug strahlte von Perlen und edlem Gestein. An den
Füßen trug er Halbschuhe mit goldenen Sohlen. Die Riemen daran
waren ebenfalls mit Goldplatten und Edelsteinen geschmückt. Ein Feder-
busch von grünen, auf die Schultern hinabwallenden Gedern zierte das
Hanpt. Nach der Begrüßung beschenkte Cortez den Kaiser mit einer
blitzenden Kette ans buntem Krystall, dafür empfing er von Moutezuma
eine kostbare Goldkette. Nachdem der Kaiser seine Sänfte wieder bestiegen
hatte und hiuweggetragen worden war, hielten die Spanier ihren Ein-
zng unter den schmetternden Klängen der Trompeten und mit fliegenden
Fahnen. Durch die breite Straße mit stattlichen Häusern aus rotem
Stein, über öffentliche, von Säulenhallen umgebene Plätze, an Tempeln
vorüber schritten sie dahin, umwogt von einer ungeheuren Volksmenge.
Ein weiter, aus vielen Teilen bestehender Palast, reich an Türmen, Höfen
und Zimmern nahm endlich die Spanier auf. Hier sollten sie nach dem
Willen des Kaisers von den Anstrengungen ihrer Reise ausruhen. Bald
darauf erschien Montezuma wieder und ließ sich mit Cortez in ein län-
geres Gespräch ein. Cortez beteuerte dabei, „nur der Wunsch, einen so
großen Monarchen kennen zu lernen und ihm den Glauben der Christen
zu offeubaren, habe ihn zur weiten Reise veranlaßt." Am nächsten
Morgen durchwanderten nun die Spanier die weite Stadt. Sie mochte
damals wohl 300000 Einwohner zählen (Dresden!) und lag in der
Mitte des Sees, der nur durch drei Hauptstraßen die Stadt und