1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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2. Die Indianer vernachlässigen ihre Kranken.
Wird ein Indianer van einer ansteckenden Krankheit befallen, so
läßt man ihn ohne jede Hilfe. Seine gesunden Nachbarn brechen ihre
Zelte ab und schlagen sie aus Furcht vor Ansteckuug erst in weiter Ent-
sernung vom Kranken wieder auf. Der arme Mensch ist dann in seinem
elenden Wigwam mutterseelenallein der Kälte, dem Hunger und dein
Durste, ja auch den wilden Tieren preisgegeben und geht gewöhnlich
elend zu Grunde.
3. Die Indianer huldigen dem Branntweingenuß und be-
rauschen sich oft bis zur Bewußtlosigkeit.
Für „Feuerwasser" giebt der Indianer das Wertvollste und Uneut-
behrlichste hin. Ist er dann betrunken, so wird er in widerlicher Weise
zärtlich. Ein Reisender war z. B. Zeuge, wie ein Indianer einige
Schlucke Branntwein in den Mnnd nahm, dann einen Stammesgenossen
umarmte und ihm aus seinem Munde den Schnaps einflößte. Hierdurch
wollte er zeigen, wie sehr er seinen Freund schätze.
4. Die Indianer führeu blutige Kämpfe untereinander.
Geringer Ursachen wegen geraten benachbarte Stämme in Zwist
und bekriegen sich dann manchmal jahrelang. Mit entsetzlichem Geheul
stürzen sich die Kämpfer aufeinander und suchen sich mit dem Tomahawk,
dem langstieligen Schlachtbeile, niederzuschlagen. Sobald ein Kämpfer
stürzt, zieht sein Widersacher blitzschnell ein scharf geschliffenes Messer
aus dem Gürtel und zieht dem Gefallenen die Kopfhaut samt den Haaren
herunter. Diese Kopfhaut, Skalp genannt, dient dann als Siegeszeichen.
Auch die Gefangenen werden nicht geschont. Man bindet sie an Baum-
pfähle und peinigt sie langsam zu Tode.
5. Die Indianer vermindern durch sinnlose Jagden die
Zahl der Büffel immer mehr.
Zu dieseu sinnlosen Jagden werden hauptsächlich die tiefen Schluchten
benutzt, deren es im westlichen Teile der Prairie viele Hunderte giebt.
So oft sie nämlich an einer solchen Schlucht eiue Büsfelherde antreffen,
so können sie der Versuchung nicht widerstehen, eine Jagd anzustellen,
wie sie von alters her bei ihrem Volke üblich war. Sie treiben
die Herde, wenn sie auch noch so groß ist, mit wildem Geschrei der
Schlucht zu, und nun stürzen sich die von wahnsinnigem Schrecken er-
grisfenen Tiere zu Taufenden in den Abgrund, wo die ungeheuren Körper,
von einer Klippe zur andern hinabrollend, bald eine ungeheure Masse
schwarzer, blutiger Leichen bilden.
Ein anderes Versahren mutwilliger und massenhafter Vernichtung,
dessen sich die Indianer bei der Büsfeljagd bedienen, ist folgendes. Eine
lange Reihe berittener Jäger wird, wenn sie eine weidende Herde um-
zingelt hat, fchuell geschlossen, man drängt die erschrockenen Tiere nach
einen Mittelpunkt zusammen und macht von allen Seiten einen ungestümen