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1. Außereuropäische Erdteile - S. 106

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 106 — merkwürdig sind die Göttertempel zu Ellora. (Plateau vou Dekan.) Sie sind in und aus einer halbmondförmig sich erhebenden Felswand von hartem roten Granit ausgehauen, nehmen einen Läugenranm von einer halben Stunde ein und bestehen aus mehreren Stockwerken. Sie bergen in ihrem Innern eine sinnverwirrende Menge von Gängen, Kanälen, Brücken, Treppen und Säulen, welche letztere meist Elefanten darstellen. Wände und Decke sind mit Bildwerk überladen. Vor den Tempeln be- finden sich Vorhöfe mit allerlei Gängen und Wasserbehältern. Wie viele Hände und wie viele Jahre sie an diesem Riesenbau gearbeitet haben, läßt sich nicht berechnen. — Außer solchen Felsentempeln finden sich in Indien auch freistehende pyramidenförmige, heilige Gebäude, Bhagavati oder Pagoden genannt. Es sind dies turmartige Gebäude mit vielen sich nach oben zu verkleinernden, senkrechten Stockwerken, die äußerlich mit unendlich vielem Schnörkelwerk überladen sind. (Bild!) Manche dieser Pagoden haben 12—15 Stockwerke und sind an 79 Meter hoch.*) In der Stadt Benares am Ganges (Lage!) stehen gegen tausend Pagoden nebeneinander und bilden einen eigenen Stadtteil. 2. Weiter sind die Jndier zu allen Zeiten durch die Herstellung feiner Gewebe bekannt gewesen, insbesondere hat. Haschmir.(Hauptstadt > des im Gebiete des oberen Indus gelegenen Gebirgslandes Kaschmir) dnrch seine Shawls schon seit Jahrhunderten Weltberühmtheit erlangt. Diese Shams' werden von der Wolle einer besonderen Ziegenart ge- fertigt. Ihre Herstellung ist sehr mühsam. Der zum Weben des Kaschmirshawls dienende Stuhl besteht aus einem Rahmen, vor welchem drei Arbeiter aus einer Bank sitzen. Diese arbeiten mit langen, schweren Schiffen, wenn sie jedoch bunte Muster hervorbringen wollen, mit soviel hölzernen Nadeln, als Farben vorhanden sind; das Verfahren gleicht dem Klöppeln. Je mehr Figuren hineingewebt werden sollen, desto langsamer geht die Arbeit von statten, so daß bei den schönsten Shawls drei Ar- beiter nicht mehr als täglich 6 Millimeter vollenden und in einem Jahre kaum einen solchen zu liesern vermögen. Geringere Sorten, an denen auch nur zwei Arbeiter thätig sind, werden dagegen 6—8 in einem Jahre geliefert. Die feineren Shawls werden in einzelnen Stücken auf mehreren Stühlen gewebt, wobei die Arbeiter von einem Werkmeister beaufsichtigt werden, der für die geringsten Unregelmäßigkeiten der Arbeit ein scharfes Auge habeu und für genaue Ausführung des Musters fowie für die richtige Farbenwahl sorgen muß. Wird ein neues Muster gearbeitet, so sagt der Werkmeister seinen Untergebenen in einem eigen- tümlich singenden Tone vor, welche Figuren sie zu arbeiten, welche Farben sie zu nehmen haben. Sind die einzelnen Stücke eines Shawls vollendet, so kommen sie in die Hände anderer Arbeiter, die sie zu einem harmonischen Ganzen *) Für den Lehrer: Die Felsentempel sind meist Brah manenbauten, die Pagoden dagegen buddhistische Bauwerke.
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