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1. Außereuropäische Erdteile - S. 109

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 109 — sonstige Blasinstrumente ertönten überall. Hier tanzten Weiber und Männer in gesonderten Reihen beim Schalle der Musik gegeneinander, dort wieder tanzte eine Schaar Mädchen und Frauen allein, Hand in Hand iu langer Reihe sich durch die Menge windend, mit heller Stimme singend, eine Flötenbläferin voraus. Hoch über den Häuptern der Menge sah man ein Gerüst emporragen. Es war auf einem niedrigen, stark gebauten Karren befestigt und bestand aus einem ungefähr 5 in hohen Pfahl, aus deffen oberen Ende zwei kreuzweis übereinander liegende Balken horizontal (Zeichnen!) so angebracht waren, daß sie gedreht werden konnten. An jeden? der vier Enden der beiden Balken war an zwei durch das Fleisch des Rückens geschlagenen eisernen Haken ein lebendiger Mensch ungefähr so aufgehängt, wie unsere Fleischer ein geschlachtetes Tier aufzuhängen pflegen. Diese Männer hatten sich freiwillig in diese Stellung begeben und ließen sich zu Ehren Schiwas unter dem Zuruf des Volkes und dem Getöse der Tamtam an dem beweglichen Kreuze hin und herdrehen, daß das Blut am Körper herabrieselte. Von Zeit zu Zeit fuhr man den Wagen an eine andere Stelle, damit ja jeder das widerwärtige Schauspiel genau betrachten konnte. Gegen Mittag, als die Sonne glühenden Brand niedersandte, (25° R, int Schatten) ging das Fest zu Ende. Der größte Teil der Menge verlief sich, nur eiue Schar Weiber tanzte unermüdlich ihren Ringeltanz im Schatten großer Bäume weiter. 4. Viele Tiere genießen göttliche Verehrung. Besonders erfreuen sich die Ochsen und Affen großen Ansehens. In jeder indischen Stadt, insbesondere aber wieder iu Benares, kann man sich davon täglich und stündlich überzeugen. So schreibt ein Reisender von Benares: Eine Unsumme vou Stieren jeden Alters, dabei zahm wie die Hnnde, spazieren stolz und genügsam mit der Miene des Herrn umher oder versperren dir, quer über die Gasse gelagert, den Weg. Viele Menschen gewahrst du, welche knieend diese Bestien mit Blumen schmücken und sich ehrer- bietig zu ihnen herabneigen. Wehe dir, wenn es dir einfiele, durch einen derben Stoß dir den nötigen Platz zum Vorübergehen zu verschaffen! Das gemeine Volk würde dich zerreißen. Hat deine Geduld dies überwunden und betrittst du durch eine nene Pforte einen andern Stadtteil, so beginnt damit eine noch härtere Prüfung. Die Ochsen sind zwar verschwunden, aber an ihrer Stelle springen und klettern eine unzählige Menge Affen, lauter Weibchen, einem indischen Gotte geweiht. Sie klettern von Dach zu Dach, von Fenster zu Fenster, und vor ihren zerzausenden und mausenden Krallen ist nichts sicher. Keinen Augenblick lassen sie dich in Ruhe, nehmen dir die Kopf- bedeckung oder springen dir aus die Schulter. Dort, hinter den Ver- zierungen eines Daches versteckt, langen sie hervor und rupfen dich oder greifen ungestraft in die Bärte der Obsthändler und Zuckerbäcker, reißen den Kindern das Brot vom Munde und klettern an ihnen herauf.
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