1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ich glaube, daß Jesus Christus zu jedem heidnischen Jndier, der diese
Vorschriften zu befolgen sich abmühte, die Worte, die einst so tröstend
ins Herz des jüdischen Schriftgelehrten *) sielen, sagen würde: „Du bist
nicht ferne von dem Reiche Gottes."
V. Wem gehört Indien?
1. Bewohnt wird es in der Hauptsache von den Hindu
(199 Millionen). Auf diesem 93tlbe **) seht ihr im Vordergründe eine
Hindufamilie der ärmeren Volksklasse. Beschreibt! (Ter Mann ist
schlank und wohlgebildet vou bräunlicher Hautfarbe. Sein Gesicht ist
schön und hat milde Züge. Die Backen treten nicht stark hervor, die
Augen sind groß. Der Kopf ist rund, der Mund klein, Kopf- und
Barthaar sind schwarz und fein. Hände und Füße sind klein und zart
gebaut. Seine Kleidung besteht nur in einem um die Hüften gewundenen
Tuche und einer turbanähnlichen Kopfbedeckung. — Die Frau auf der
Bank vor der Bambushütte ist noch zierlicher gebaut als der Mann.
Sie trägt ein weites Gewand, das von den Hüften heruntergeht, ein
leichtgewebtes Tuch, das Kopf und Oberkörper bedeckt, und als Schmuck
Riuge an Nase, Hand und Fuß.) — Auch vornehmere Hindus zeigt
unser Bild! (Leichte Jacke, leichte Beiukleider aus Leinwand oder Seide,
Sandalen).
2. Die Besatzer des alten Wunderlandes sind gegenwärtig
die Engländer. Die Königin von England ist gleichzeitig Kaiserin
von Indien und läßt das Land durch einen Vicekönig verwalten. Dieser
Vicekönig hat seinen Wohnsitz in Calcntta (Lage!) Calcntta war noch
vor huudertsüuszig Jahren ein ganz unbedeutender Ort. Seitdem es
aber Sitz der englischen Regierung ist, ist es großartig emporgeblüht.
Es zählt ungefähr eine Million Einwohner und hat 50 km im Um-
fange. Der Handel ist jetzt von der größten Bedeutung. Ausgeführt
werden besonders Zucker, Baumwolle, Indigo, Opinm***), rohe Seide
und Seidenwaren. Man unterscheidet eiue^weiße" und eine „schwarze"
Stadt. Erstere besteht aus den prachtvollen Palästen reicher Engländer
und ist vielleicht die schönste von allen außereuropäischen Städten. Hier
erhebt sich auch der Gouvernementspalast, welchen der Vicekönig Indiens
bewohnt. Im Norden liegt die schwarze Stadt mit ihren engen und
krummen Gassen, in denen der Unrat sich häuft. Die kleinen Holz- und
Lehmhütten sind znm Teil mit Stroh oder Bambus gedeckt und machen
einen recht kläglichen Eindruck. Hier ist die Wohustätte der armen
Hindu; hier auch rafft die Cholera au einem heißen Sommertage nicht
selten an 1000 Menschen hinweg, denn die Unreinlichkeit der Stadt
*) Marc. 12, 34.
**) Völkertypen von Lehmann-Leutemann. — 6 Tafeln ä 3 Mk. 20 Pfg.
Bild Nr. 4 Hindufamilie mit Hütte, Hausgerät und Waffen.
***) Mohnsaft. — Genauer bei China.