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1. Außereuropäische Erdteile - S. 112

1896 - Leipzig : Wunderlich
- 112 — selbst, sowie die sumpfigen Umgebungen sind ihrer Ausbreitung durchaus günstig. In der Nähe der Pagoden trifft man überall heilige Stiere des Schiwa, und des Abends dringen zuweilen die heulenden Schakale in die Stadt, um an den Straßenabfällen ihren Hunger zu stillen. Auch Bombay ist unter der englischen Herrschaft sehr emporge- blüht. Bombay liegt auf einer Insel gleichen Namens, die durch einen schmalen Meeresarm vom Festlande getrennt und durch Eisenbahndämme mit ihm verbunden ist. Sie erstreckt sich von Norden nach Süden und spiegelt ihre weißen Gebäude mit den roten Dächern, ihre zahlreichen Gärten und Parkanlagen in den blauen Wellen des sonnigen Meeres. Inner- halb der Straßen macht Bombay fast durchweg einen europäischen Ein- druck. Man sieht die vierstöckigen Gebände Londons und anderer großen Städte, italienische Villen und deutsche Bürgerhäuser in langen wohlge- ordneten Reihen,allerdings fast alle mit luftigen Veranden von leichtem Holzgitterwerk umgeben. — Bombay ist der Hauptausfuhrort der Baumwolle. Bombay hat anch ein Hospital für kranke Tiere. Tiefes Tier- Hospital, dessen übler Geruch die Gegend verpestet, umfaßt mit seinen zahlreichen Ställen und Höfen einen Raum von 2090 Quadratmeter. Man betritt zuerst einen von Schuppen umgebenen Hof, in welchem sich die invaliden Ochsen, Kühe, Pferde, Schafe, Esel, Hunde und Katzen im merkwürdigsten Durcheinander befinden. Hier kommt ein altes Pferd mit einer großen Binde um deu Kopf, dort ein Ochse mit einem Licht- schirm über den Augen oder ein Esel mit verbundenem Beine, eine hinkende Kuh, ein halblahmer Hund; andere liegen anf frisches Stroh gebettet, es sind die Ganzlahmen, Blinden und Greise. Überall gehen Diener umher, welche die Tiere pflegen, reinigen und mit Nahrung ver- sehen. Einige sind so krank und leidend, daß ein Reisender den Hindu, seinen Führer, fragte, weshalb man nicht durch Tötung ihren Qualen ein Ende mache. „Behandelt ihr Europäer eure Kranken auf solche Weise?" war seine Antwort. Man gelangt hierauf in den Hof der zweibeinigen Tiere. In diesem Tierparadiese können alte Raben und kahle, schäbig aussehende Geier friedlich ihr Leben beschließen. Blinde Enten, uralte Spatzen, hinkende Hühner und federlose Falken sitzen hier einträchtig in derselben Ecke und harren des Augenblicks, wo ihre Seele den altersschwachen Leib verläßt und eine neue Wanderung antritt. In andern Abteilungen dieser Arche sieht man Ratten, Schlangen, Insekten und besonders viele vor Alter blödsinnig gewordene Affen. Die frommen Hindu schicken nicht bloß Invaliden in dieses Spital, sie kaufen auch von den Metzgern zu demselben Zwecke Ochsen und Schafe; so befanden sich dort beim Besuche des Grafen Goblet d'alviella nicht weniger als 200 Ochsen und 500 Schafe in Pension.
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