1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zeichnen. Ausgezeichnete Beispiele kindlicher Liebe werden sogar öffentlich
bekannt gemacht.
Zusammenfassung und Einprägung.
Chinas Schattenseiten.
3tfl: Wir reden heute davon, worauf sich die Chinesen
nichts einzubilden brauchen.
In gemeinsamer Arbeit, nnter Benutzung des Bildes von Lehmann-
Lentemann (Völkertypen, Nr. 3.) und der bereits bei den Kindern vor-
handenen Vorstellungen wird festgestellt:
1. Tas äußere Aussehen der Chinesen ist nicht schön.
Die Chinesen haben ein viereckiges Gesicht, kleine lang geschlitzte
Augen, vorstehende Backenknochen, schwarze, straffe Haare, dünnen Bart an
Kinn und Oberlippe und gelbe Gesichtsfarbe. Tie Männer scheeren den
Vorder- und Hinterkopf ganz kahl und bringen die Haare um den
Scheitel in einen Zopf, der den Rücken hinunterhängt. Ein „schöner
Mann" ist nach chinesischen Begriffen ein solcher, der einen dicken Banch,
lange Nägel und kleine Füße besitzt. — Uns Europäer sinden die
Chinesen häßlich. Sie nennen uns „rotborstige Teufel".
2. Tie Chinesen haben neben ihren guten Eigenschaften
e-ine Anzahl häßlicher Charakterzüge.
Tazu gehört in erster Linie
a. Tie Lieblosigkeit. Oft kommt es vor, daß alte Lente anf
offener Straße entkräftet zusammen sinken. Aber niemand von den Vor-
übergehenden wirft auch nur einen Seitenblick auf den znsammenge-
brochenen Körper. Man überläßt den Gefallenen einfach feinem Schick-
sale. Das ist aber noch lange nicht das Schlimmste. Gar oft kommt
es vor, daß die Eltern ihre neugeborenen Kinder, znmal schwächliche
Mädchen, kaum nach der Geburt töton. indem sie sie eutweder in einen
Strom werfen, oder sie lebendig auäscyeii, daß sie eine Beute der halb
wilden Hunde werden, die sich herrenlos in den Straßen umhertreiben.
Wohl geben sich christliche Missionäre alle erdenkliche Mühe, diesen
Greueln zu steuern, allein ihre Anstrengungen verschwinden in der Menge
der täglichen Unthaten. Es bleibt ihnen meist nichts übrig, als neuge-
borcne Mädchen, deren Tötuug sie befürchten, den Eltern für eine
Kleinigkeit vielleicht für einen Schilling (— 94 Pfennig) abzukaufen und
auf eigene Kosten zu erziehen.
b. Die Unredlichkeit und Verlogenheit. Die Chinesen be-
trachten sich als das klügste Volk der Erde und halten jeden anderen
Menschen für einen „Barbaren", den man ungestraft betrügen darf. Sie
bieten daher auch z. B. Reisenden, die irgend eine Kleinigkeit als An-
denken kaufen inollen, wertlose Sachen zu fabelhaft hohen Preisen an.
Dabei ist der Chinese stets bereit, über Tinge Auskunft zu geben, von