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1. Außereuropäische Erdteile - S. 147

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 147 — den letzten zwanzig Jahren vollzogen hat, sieht man am besten an der Hauptstadt Tokio. (Bestimme die Lage!) Ein Reisender, der diese Stadt, die eine Million Einwohner zählt, mehrere Male besncht hat, schreibt über sie: „Im Hanptteil der Stadt, wo ich früher durch enge, uubedentende Gassen gewandert war und nichts als einstöckige, schmutzige Holzhäuser und flitterhafte aber erbärmliche Buden gesehen hatte, da wandelte ich jetzt eine herrliche, breite Straße entlang, mit bequemen Trottoirs auf beiden Seiten und einem geräumigen Wagenweg in der Mitte. Zwischen dem Mittelweg und den Seitenwegen waren zwei Reihen von Bäumen, Kirschen, Aprikosen, Pflaumen und andere Blüten- und Frnchtbäume gepflanzt, unterbrochen von Fichten und sonstigem Immergrün. Die Häuser waren zweistöckig, einige aus Stein, andere aus roteu Ziegeln gebaut, alle zierlich und geschmackvoll und an der Vorderseite alle mög- lichen Warenlager und Läden enthaltend, welche sowohl nach ihrem In- halt als auch uach ihrer Einrichtung europäischen glichen. Hier war ein Uhrenmagazin mit prächtigen Schaustücken an den großen Fenstern, dort ein Lager von allerlei Maschinen, darunter eins mit einer voll- ständigen Dampfmaschine, mit Dampfhammer und Dampfwalzen zur Be- arbeitung von Eisen; hier eine Reihe von Schaufenstern voll der Herr- lichsten Glas- und Porzellanwaren, dort große Buchhandlungen mit allerlei litterarischen Schätzen des Westens: Grammatiken, Wörterbücher, Lesebücher, Weltgeschichten, Erdbeschreibungen, Romane n. s. w., hier ein ganzes Heer von Lampen, dort buchstäblich Tausende von Regen- und Sonnenschirmen, ebenso Kleidermagazine, Weißzeugläden u. s. w. Alles dieses kam mir wie ein Zauber vor; denn vor zwei Jahren noch war keine Spur von solch einer Straße in Tokio vorhanden. — Viele Quer- straßen, ebenso prächtig, wie jene Hauptstraße und dieselbe durchschneidend, steinerne Brücken u. s. w. waren im Bau begriffen. Alle Straßen waren eben und sauber, und wie in europäischen Städten beständig durch hin- und herfahrende Spritzapparate bewässert. An einer Stelle stieß ich auf eine große Druckerei in voller Thätig- keit; es war höchst interessant, eine ganze Reihe europäischer Druck- pressen von japanischen Arbeitern getrieben und unzählige Druckbogen zu Tage fördern zu sehen, sowie die emsigen Buchbinder zu beobachten und alles, was sonst noch drum und dran war. Bereits kommen auch mehrere einheimische Zeitungen heraus. Telegraphendrähte sieht man in allen Richtungen laufen, und an den belebtesten Plätzen sind Telegraphen- bureaus. Zum Einwurf frankierter Postsendungen sahen wir in allen Hauptstraßen Briefkästen und erfuhren, daß das Porto sehr gering und die Postverwaltung eine sehr gute sei. Auch passierten mehrere Mal Post- beamte an uns vorbei, welche mit ihren roten Karren und ihren Briefsäcken im Sturmschritt zwischen Bahnhof und Post hin- und hereilten, wie daheim bei uns. 10*
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