1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Küstensaum abgerechnet, trotz seiner gewaltigen Ausdehnung keinen Anteil
am Meere.
2. Iran ist weder an Flüssen noch an Seen reich. Wir
sehen auf der Karte nur einen See, den Hamun-See, und zwei Flüsse
der Hilmend, der sich in diesen See ergießt und den Kabul. Außer
diesen Gewässern, fügt der Lehrer hinzu, hat Iran nur noch kleine salzige
Steppenseen und Moräste und Steppenflüsse, die nach kurzem Laufe sich
spurlos im Sande verlieren. — Woher mag diese Wasserarmut kommen?
Sie ist leicht zu erklären. Die hohen Randgebirge entziehen den Winden
die Feuchtigkeit.
D. Welchen Schluß können wir aus Lage und Bodenbeschaffenheit
auf das Klima ziehen? Iran hat kontinentales Klima, also heiße, regen-
arme Sommer und kalte Winter. — Das Tafelland, ergänzt der Lehrer,
sieht fast das ganze Jahr hindurch einen wolkenlosen Himmel über sich.
Daher ist die Luft dort so trocken, daß die Saiten der Instrumente sich
nicht verstimmen, das Eisen nicht rostet, und das Fleisch wohl vertrocknet,
aber nicht versanlt.
Ii. Wie ist das zu verstehen. „In Iran liegen änszer-
ster Mangel und üppigste Fülle dicht nebeneinander?"
Eine Wanderung durch Iran wird die Wahrheit des Wortes bald
einsehen lassen. Wenn wir von Teheran (Zeigen!) aus nach Osten
reisen, so führt uns der Weg durch schauerliche Einöde. Grau und kahl
ist der Boden. Nirgends rauscht eine Quelle, nirgends duftet eine Blume.
Kein Grashalm entsprießt dem steinharten Boden, der stellenweise von
einer starken Salzkruste bedeckt ist. Kein Frosch, keine Schnecke ist zu
erblicken. Alles Leben scheint unter den glühenden Strahlen der Sonne
erstorben zu sein. Wenn aber der Wanderer so meilenweit durch traurige
Eiuöde gezogen ist, da steht er plötzlich am Rande eines lieblichen Thales
oder einer ins Tafelland sich einbettenden Mulde. Daun ist es ihm,
als ob er plötzlich in ein Zauberland versetzt worden sei. Schaut doch
sein Auge grüne Gelände mit Städten und Dörfern, herrlich duftenden
Rosengärten, fruchtreichen Weinbergen und prächtigen Obsthainen.
■— In einer solchen lieblichen, wohlbewässerten Mulde liegt z. B. die
Stadt I späh an, von der die persischen Dichter sagen: „Jspahans
Frühling berauscht die Sinne." (D. h.?) In einem von Rosenfeldern
und Weingärten begrenzten Gebirgskessel breitet sich Schiras aus, wo
man köstliches Rosenöl, Rosenwasser und feurigen Wein bereitet. In
einem wundervollen Flnßthale liegt Kabul. Hier herrscht fast das gauze
Jahr hindurch Frühlingspracht und Frühlingsluft. Weht doch von den
schneeglänzenden Höhen, die den Kessel nmsänmen, die herrlichste Alpen-
luft. Auch die Terassenländer im Westen und der schmale Küstensaum
im Süden können als sehr fruchtbar (Wein, Obst, Reis) bezeichnet werden.
Letzterer wird freilich auch von Fiebern und Erdbeben heimgesucht.