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1. Außereuropäische Erdteile - S. 194

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 194 — der in eine — Grabkammer führt. Dies weist uns auf den Zweck der Riesengebäude hin. Die Pyramiden sind die Begräbnisplätze der Könige Ägyptens. Und wie kamen diese dazu, ihreu entseelten Leibern solche gewaltige Ruhestätten aufzurichten? Die Erklärung liefert die Religion der alten Ägypter. Diese glaubten nämlich, daß die Seele sich nicht so- gleich nach dem Tode von ihrem Körper trenne, sondern so lange in demselben bleibe, als er vollständig erhalten würde. Daher sorgten sie so sehr für die Erhaltuug der Leichname. Sie baueten ihre Grabmäler auf wüsten Berghöhen, die der austretende Nil nicht berührte, und be- deckten sie zum Schutze gegen wilde Tiere mit einem Felsstück. So hoch nun die Könige im Leben über ihren Mitmenschen standen, so hoch wollten sie auch noch nach ihrem Tode in einer schönen und festen Wohnung hervorrrageu, die das Audeuken an sie auf ewig erhalte; darum türmten sie jene Riesendenkmäler auf. Um den toten Körper vor der Fäulnis zu bewahreu, salbten sie ihn mit wohlriechenden Spezereien sorg- fältig eiu. Äußerlich überzogen sie ihn mit einer härtenden, aber durch- sichtigen Materie, und setzten ihn dann bei. Solche einbalsamierte Leich- name nennt man Mumien. Viele haben sich bis aus deu heutigen Tag erhalten. Ju den Altertumssälen zu Bonn, Kassel, Berlin, Dresden und in andern Städten werden noch verschiedene vorgezeigt. Tie Haut ist ganz schwarz und so von dem Gummi und Erdharze durchdrungen, daß sie steinhart ist. Ob aber jemand eines solcher Begräbnisse (Einbalsamieren n. s. w.) würdig sei, entschied das sogenannte Totengericht. Es bestand aus 40 Totenrichtern, die zuvor deu Lebenswandel des Verstorbenen unter- suchten und darnach entscheiden mußten. Selbst die Könige waren einem solchen Totengericht unterworfen, und mehrere Könige sind wirklich nicht mit den üblichen Feierlichkeiten beigesetzt worden. Von einem solchen Totengerichte laßt euch erzählen. „Ein Be- Herrscher Ägyptens war verschieden. Am See Möns saßen die Toten- richter und beratschlagten, ob dem Verblichenen die Ehre des Grabes zu teil werden sollte. Es traten unbescholtene Männer auf, um Zeuguis abzulegen für den Toten, und was sie vorbrachten, gereichte zu seinem Lobe. „Er hat das Vaterland durch deu Ruhm seiner Waffen ver- herrlicht", sagte der erste. — Diesen Rnhm hat das Volk mit seinem Blute bezahlt, sagten die Richter. — „Er hat den Künsten und Wissen- schaften Schutz geliehen", sagte ein zweiter. — „Aber er hat den Pflug gering geachtet", entgegneten die Richter. „Er hat sich den Namen eines Gottesfürchtige und Leutseligen" erworben, sagte ein dritter. Da fragte der älteste unter den Richtern: „Hieß er auch bei seinem Volke und den Nachbarvölkern der Gerechte? Dies ist der einzige Beiname, der denen ziemt, die gesetzt sind über die Menschen, ihre Brüder!" Die Zeugen verstummten. Jetzt erhoben sich die Richter von ihren sitzen und sprachen: „Ter, welcher im Lichte wohnt, hat die Seele des ^.oten.
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