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1. Außereuropäische Erdteile - S. 197

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 197 — Thätigkeit, um dem segenspendenden Wasser überall Eingang zu verschaffen. Mit Hilfe von zahllosen Kanälen, Sammelbassins und Schöpfrädern leitete man die Fluten des Nils auch über höher gelegene Flächen. War dann der Nil wieder in sein altes Bett zurückgekehrt, so säete man und ließ die Saat durch Ochsen eintreten. Im Dezember glich dann das ganze Thal einem Garten, denn überall leuchtete srisches Grün. Die Ernte fand im April und Mai statt und war oft so reichlich, daß die Korn- Häuser (Josef!) den Segen kaum zu fassen vermochten. Iii. Wie sieht es heute in Ägypten ans? 1. Heute trägt das Land überall Spuren des traurigsten Verfalls. Tie meisten der großartigen Bauwerke liegen in Trümmern, die Obelisken sind umgestürzt, die Säulen zertrümmert, die Gemächer mit Schutt gefüllt. Der Wüstensand verschüttet mehr und mehr die Kanäle, die Adern der Fruchtbarkeit, und erreichte srüher manchmal der Nil die Wüste, so erreicht jetzt oft die Wüste den Nil. (Wieso?) Die Nach- kommen der alten Ägypter, die Fellah, sind arme, ungebildete Leute, die unter der Knechtschaft der Türken und Araber und der Last fast uner- schwinglicher Steuern senszen und in elenden Lehmhütten Hausen, die sie manchmal mitten hinein in die Trümmer der Paläste und Tempel gesetzt haben. Sie beschästigen sich meist mit Ackerbau und erbauen besonders Baumwolle, Reis, Zucker, Hülsenfrüchte und Weizen und Mais. 2. Nur zwei Städte können heute noch Anspruch auf Be- deutung machen, Kairo und Alexandria. a. Kairo ist die größte und schönste Stadt in ganz Afrika. Die Häuser haben flache Dächer und siud zum Schutze gegen die Sonnen- strahlen mit Matten belegt. Weit über sie hinweg ragen die zahllosen, schlanken Minarets der 499 Moscheen. Auf den Hauptstraßen der Stadt ist das Menschengewühl unbeschreiblich. Da bewegen sich Karawanen mit 19—29 schwer beladenen Kamelen vorwärts. Wasserverkäufer, die mit ihren Kamelen das Wasser vom Nil in großen Schläuchen herbei^ holen, rufen fortwährend: „Möge Gott mir's vergelten!" und klirren dabei mit ihren Bechern. Auf einem Platze halten die Eseltreiber mit ihren glatt rasierten und bunt bemalten Eseln und bieten jedem Vor- übergehenden ihre Dienste an. Sobald ein Herr den Esel besteigt, laufen die Treiber nebenher und spielen den Führer. Begegnen sich 2 Araber, so reichen sie sich die rechte Hand, bringen sie an die Lippen und an die Stirn und sagen: „Friede sei mit dir." Zu den auffallenden Erscheinungen in dem Gewühl der Straßen gehören ferner die vermummten vornehmen Frauengestalten, welche auf Maultieren sich durch das Gedränge hindurcharbeiten. Man sieht von ihnen nichts, als gelbe und rote Pantoffeln nebst einem Paar dunkeln Augen. Vom Kopf bis zu den Füßen verhüllt, steckt die ganze Gestalt
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