1896 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gleichviel ob sie in Australien geboren oder ob sie eingewandert sind,
darauf gefaßt sein, daß sie spätestens zwischen dem 38. und 45. Jahre
grau oder völlig weiß werden, besonders wenn sie sich viel im Freien
aufhalten und so den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind.
Weiter muß erwähnt werden, daß das australische Klima überaus
gesund ist. Ein Mensch, der mäßig lebt, wird hier nur ganz selten
von Krankheit heimgesucht werden, sich einer Elastizität des Körpers und
großer Kraft erfreuen und ein hohes Alter erreichen. Die Hitze ist
allerdings oft sehr bedeutend (30—36° C.), aber sie erzeugt nicht allzu-
starken Schweiß, und der Mensch empfindet nur selten jene Schlaffheit
und Abspannung, welcher man an heißen Sommertagen in Europa sich
nicht erwehren kann. In Australien kann man mitten im Sommer auch
bei der größten Hitze täglich 40—60 km zurücklegen, ohne große Er--
müdung zu spüren. Ein Reisender erzählt darüber: „Ich bin eine
ganze Woche lang in einem einzigen Zuge gewandert, habe täglich
50—70 km zurückgelegt und fühlte mich am anderen Morgen nach
einem erquickenden Schlafe vollkommen frisch. Wenn wir kein Unter-
kommen unter Dach und Fach haben konnten, nahm jeder sein Beil, hieb
vom ersten besten Gummibaume ein 2 1/2 m langes, l m breites Stück
Rinde ab, legte es als Matratze aus die Erde, kehrte die Füße dem
Feuer zu, hüllte sich in eine Decke, bereitete sich aus seinem Ranzen ein
Kopfkissen und schlief so prächtig, als läge er auf einem Pfnhl von
Eiderdnnen."
Iii. Wer bewohnt das Festland von Australien?
Wir haben Eingeborene und Eingewanderte zu unterscheiden.
1. Die Eingeborenen sind die Australueger*).
Sie sind meist klein, haben einen dicken Kopf, aber auffallend dünne
Arme und Beine. Ihre dnnkelbrauue Haut ist fast überall reich behaart
und an vielen Stellen mit roter, weißer und schwarzer Farbe bemalt.
Auch lieben sie es, mit scharfen Muscheln Einschnitte auf der Brust und
den Armen zu machen. Ihr Haar ist kraus, doch nicht wollig wie beim
Neger. Sie gehen zum Teil ganz nackt einher oder bedecken sich höch-
stens mit einem Känguruhfelle. Einen festen Wohnsitz haben sie nicht.
Wo sie sich niederlassen, errichten sie in der Eile kleine dachförmige
Hütten aus Zweigen, Rinde und Gras. Alles, was lebt, wird von
ihnen verschlungen, selbst Eidechsen, Frösche und Spinnen. Ihre Waffen
sind hölzerue Speere, die mit Steinen oder Muscheln zugespitzt sind.
Mit ihnen erlegen sie das Känguruh, Opossum u. a. Tiere; mit ihnen
suchen sie auch Fische zu erlaugeu, doch haben sie zum Fischen auch Netze.
Bogen und Pseile kennen sie nicht. Sie sind sehr unwissend. Sie
lernen nicht weiter als bis 4 zählen, und von Gott kann man ihnen
durchaus keine Vorstellung beibringen. Auch fürchten sie den bösen Geist,
*) Lehmann-Leutemann, Völkertypen, Bild Nr. 6.