1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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b. Die Selvas am Amazonenstrom.
c. Die Pampas am Parana.
Sie füllen zusammen zwei Drittel der Gesamtfläche des Erdteils.
3. Im Osten dieser Tieflandsmulden erheben sich zwei mittelhohe
Gebirgsländer, das Bergland von Guayana und das Tafelland
von Brasilien.
Iv. Bewässerung. Die gewaltigen Tieflandsmulden, welche nirgends
von Querriegeln durchsetzt sind, ermöglichen es, daß sich die von
den Schneemassen des Hochgebirges gespeisten Gewässer zu Riesen-
strömen ausbilden. Wir finden in Südamerika das größte und
wasserreichste Stromsystem der Erde, das des Amazonenstromes, zu
dem 20 Flüsse von der Größe des Rheins gehören.
V. Pflanzenwelt. Der Reichtum au Feuchtigkeit läßt in Verbindung
mit der Sonnenglut der heißen Zone ein so üppiges Pflanzenleben
entstehen, wie sonst nirgends auf der Erde. Am Amazonenstrom ist
ein Gebiet, zwölfmal so groß wie Deutschland, mit Urwald bedeckt.
In deu Llanos am Orinoco überzieht sich zur Regenzeit ein Flächen-
räum von der Größe Frankreichs mit duftenden Kräutern und Herr-
lichen Gräsern. Chile wird infolge seines Reichtums an Getreide,
Gemüse und köstlichen Früchten der „Garten der Neuen Welt" ge-
nannt. Brasilien erzeugt Kaffee, Zucker, Tabak, Kakao, Baum-
wolle, Farbholz in Hülle und Fülle. Von ihm bezieht Deutschland
die Hälfte seines Kaffees.
Vi. Tierwelt. Diesem Reichtum au Pflanzen entspricht der Reichtum
an Tieren. Die Llanos und Pampas bieten zahllosen Rinderherden
Weide, so daß in diesen Gegenden Fleisch wohlfeiler ist als Brot.
In den Urwäldern tritt besonders der erstaunliche Reichtum Süd-
amerikas an Vögeln, Insekten und Reptilien zutage.
Vii. Mineralien. Aber mehr noch als durch seinen Reichtum au Pflanzen
und Tieren hat Südamerika durch seinen Reichtum an Mineralien
die Aufmerksamkeit der Alten Welt auf sich gelenkt. Wenn es auch
uicht mehr wie einst ganze „Silberflotten" befrachtet, fo birgt es
doch noch reiche Schätze an Gold, Silber, Kupfer, Blei, Salpeter und
Edelsteinen.
Viii. Bevölkerung, Staatenbildüng. Obwohl Südamerika fruchtbar
und reich au Mineralien ist, ist es doch sehr schwach bevölkert. Die
Bevölkerung setzt sich in der Hauptsache zusammen aus Indianern,
Weißen, Negern und Mischlingen. Die Indianer sind Nachkommen
der Ureinwohner. Sie bewohnen das Innere und stehen noch heute
auf niederer Stufe. Die Weißen haben ihre Wohnplätze in den
Küstenniederungeu und an den großen Strömen. Sie sind zum
größeren Teile Nachkommen der Spanier und Portugiesen, welche,
angelockt vom Metallreichtum der Anden, Südamerika zuerst in
Besitz nahmen. Ihre Herrschaft, die nur auf Ausbeutung des