1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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geht die Arbeit vonstatten, so daß bei den schönsten Schals drei Arbeiter
nicht mehr als täglich 6 mm vollenden und in einem Jahre kaum einen
Schal zu liefern vermögen. Geringere Sorten, an denen auch nur
zwei Arbeiter tätig sind, werden dagegen 6—8 in einem Jahre geliefert.
Die feineren Schals werden in einzelnen Stücken auf mehreren Stühlen
gewebt, wobei die Arbeiter von einem Werkmeister beaufsichtigt werden,
der für die geringsten Unregelmäßigkeiten der Arbeit ein scharfes Auge
haben und für genaue Ausführung des Musters sowie für die richtige
Farbenwahl sorgen muß. Wird ein neues Muster gearbeitet, so sagt der
Werkmeister seinen Untergebenen in einem eigentümlich singenden Tone
vor, welche Figuren sie zu arbeiten, welche Farben sie zu nehmen haben.
Sind die einzelnen Stücke eines Schals vollendet, so kommen sie
in die Hände anderer Arbeiter, die sie zu einem harmonischen Ganzen
zusammennähen. Auch an diesem schwierigen, langsam fördernden Werke
sind stets mehrere, ebenfalls von einem Werkmeister beaufsichtigte
Arbeiter zugleich tätig, die beim größten Fleiß jeder täglich kaum
40 Pfennig erwerben. Durch dieses Zusammensetzen aus mehreren
Stücken entsteht die dem Kaschmirschal eigentümliche und als Kennzeichen
seiner Echtheit dienende Unregelmäßigkeit des Gewebes. Der fertige
Schal wird mit einem Aufguß von Reis befeuchtet, der jedoch von den
zur Versendung nach Europa bestimmten Schals wieder abgespült wird,
dann kommt er nach dem Zollhause, um dort gestempelt und versteuert
zu werden, und endlich schreitet man zu dem wichtigen Geschäfte der
Verpackung. Zu diesem Zweck wird jeder Schal auf einem am Boden
liegenden Teppich sorgfältig zusammengefaltet. Zwischen jede Lage, wie
auch außen herum, wird Papier gelegt. Hierauf kommt er unter eine
Presse, wird fest mit Schnüren umwunden und endlich mit einer aus Filz,
Baumrinde und starker Leinwand bestehenden äußeren Hülle versehen.
Diese Ballen werden von Kaschmir nach Jamma geschickt. Hier werden die
Schals nochmals einer genauen Besichtigung unterworfen, dann durch Ka-
mele nach Lahore und von dort nach Kalkutta und Bombay befördert, wo man
sie von ihrer ersten Umhüllung befreit und in eiserne Kisten packt,- denn
nur so werden sie von den nach Europa segelnden Schiffen mitgenommen.
Ein echter Kaschmirschal von bester Güte kostet 3000—4000 Mk.,
zuweilen noch mehr, doch hat man sie von geringer Güte zu den ver-
schiedensten Preisen von 150 Mk. an.
3. Weiter ist die Herstellung kunstvoller Schnitzereien in
Elfenbein und Ebenholz zu erwähnen.
E. Indien ist das Land seltsamer Religionslehren, Sitten
und Einrichtungen.
1. Indien hat seltsame Religionslehren. Nach der Ansicht der
Hindus durchweht ein großer, göttlicher Geist, Brim, das Weltall, und
die Seele eines jeden menschlichen Wesens ist ein Tropfen dieses großen
Geistes, mit dem sie, wenn sie völlig gereinigt ist, wieder verbunden