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1. Außereuropäische Erdteile - S. 140

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 140 — werden soll. In dieser Wiedervereinigung besteht die Seligkeit, auf welche alle hoffen. War der Mensch in seinem Erdenleben gut, so wird seine Seele aufgenommen in Brim,- war er böse, so geht sie, wenn sie „das abgenutzte Gewand des Leibes" abgelegt hat, in die Hölle, kehrt aber nach Verbüßung der Höllenstrafe zur Erde zurück und nimmt im Körper eines Tieres Wohnsitz. Schritt für Schritt, in immer voll- kommenere Tiere übergehend (Vögel, Säugetiere usw.), nähert sie sich wieder dem Menschenkörper, bis sie reif ist, in den Körper eines Brah- manen (Priester!) zu kommen, denn nur von einem Brahmanen aus darf sie wieder zu Brim übergehen. (Seelenwanderung.) Manchmal haben jedoch die Menschen nicht nötig, erst Brahmane zu werden, nämlich wenn sie an Orten sterben, die von den Brahmanen ge- heiligt sind. Wer z. B. in Benares, der heiligen Stadt, seine Seele aushaucht, hat sichere Hoffnung, sofort mit dem Urgeiste vereinigt zu werden. Darum reisen jährlich viele nach Benares, um dort zu sterben. (Vergl. das Bild S. 141.) Aus Brim, dem Urgeiste, sind drei Hauptgötter hervorgegangen: Brahma, der Schöpfer, Wischnn, der Erhalter, und Schiwa, der Zerstörer der Welt*). Diese oberen Götter sind vielfach auf die Erde hinabgestiegen. Wischnu soll in elf, Schiwa in sieben verschiedenen Gestalten auf der Erde erschienen sein. Die erste Ver- Wandlung Wifchnus war die in einen Fisch. (Er soll auch als Eber, Schildkröte, Löwe und Zwerg ausgetreten sein.) — Außer den drei oberen Göttern soll es noch 33 Millionen andere Gottheiten, gute und böse, gebend) 2. Hier in Indien gibt es Menschen, die sich zu Ehren der Götter schwere Büßungen auferlegen und sich gegenseitig in Selbst- Peinigungen zu übertreffen suchen. — Wenn man durch die indischen Städte, besonders durch Benares, geht, so kann man zahlreiche „Büßer" sehen. Dort steht einer, der um seinen Hals einen schweren Reifen trägt, dessen Jnnenrand mit langen Stacheln besetzt ist. Hier liegt einer, der die Hände so lange krampfhaft geballt hat, bis ihm die Fingernägel durch die Hand gewachsen sind. Dort sitzt einer im heißen Sonnenbrande noch 1) Der fromme Inder stellt sich Schiwa, den Zerstörer, so vor- Er trägt ein Chklopenauge auf der Stirn. Mnf Arme regt er wie ein riesiger Tintenfisch. Sein Haar wallt nieder wie eine Pferdemähne, und um seinen Hals schlingt sich ein Kranz von Totenschädeln. Auf dem ewig unbetretbaren Schneekamm des höchsten Himalajaberges thront er in grausiger Majestät. 2) Für den Lehrer: Im 6. Jahrhundert v. Chr. trat Buddha, ein Königs- söhn, als Reformator auf. Er verwarf die übertriebenen Büßungen, das Be- folgen der tausend Kleinigkeiten und die Kastenunterschiede und predigte Mäßig- keit, Geduld und Barmherzigkeit. Der Mittelpunkt seiner Tätigkeit war Benares. Hier drehte er zuerst „das Rad seiner Lehre". Seine Religion, die eine Zeit- lang den Brahmanismus völlig verdrängen zu wollen schien, zählt gegenwärtig in Borderindien keine Bekenner mehr, dafür hat sie einen großen Teil von Tibet, China und Hinterindien erobert. Nach Ch. Lassen (Indische Altertumskunde) zählt der Buddhismus heute 340 Millionen Anhänger.
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