1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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rischer Landestracht aus farbigen Seidenstoffen. *) Sie unterhandelt mit
einem Händler, der prächtige Blumen zum Kauf anbietet. Der Händler
trägt Strohsandalen als Fußbekleidung, die mit einer Schnur befestigt
sind, welche sich zwischen der großen und der zweiten Zehe hindurchzieht,
die Glieder der vornehmen Familie dagegen haben hohe, mit Füßen der-
sehene Holzsandalen an, auf denen nur mühsam, ähnlich wie auf Stelzen,
gegangen werden kann. Im Hintergrunde bemerken wir zwei hinter-
einander herschreitende Männer, welche an einem auf der Schulter ruhenden
Bambnsstabe einen Sessel tragen, in dem eine Dame sitzt. Sie sind nicht
mit langen Gewändern, sondern mit kurzen blauen Kitteln und engen
Hosen bekleidet. Der „Kimono" würde sie bei der Arbeit hindern. Er
ist für sie nur Festgewand. Am rechten Rande des Bildes erblicken wir
eine Frau aus dem Volke, die ihr Kindlein in einem Tuche auf dem
Rücken trägt. In der Bildmitte ragt ein Haus empor, vermutlich das
Besitztum der vornehmen Familie, die wir vorhin betrachteten. Das
Haus ist uiedrig (Erdbeben!) und ist, die steinernen Grundmauern aus-
genommen, aus Holz aufgebaut. Das Dach springt zum Schutze gegen
Sonne und Regen weit vor. Zwischen der inneren und der äußeren
Trägerreihe bleibt ein Raum frei, der als Veranda dient. Das Haus
hat keinen Schornstein, denn es gibt in ihm weder Öfen noch Kamine.
Im Winter stellt man kupferne Gefäße mit glühenden Kohlen in die
Zimmer, deren Rauch durch Türen, Fenster und die Ritze in den Wänden
abzieht. — Vergessen wollen wir bei der Betrachtung dieses Bildes nicht,
daß neuerdings in den größeren Städten unter der vornehmen Bevölkerung
die europäische Kleidermode mehr und mehr in Aufnahme kommt.
Zur Ergänzung.
Die Tüchtigkeit der Japaner hat sich glänzend bewährt
in dem großen rnssisch-japanischen Kriege 1904/1905. Was weißt
du von ihren Kriegstaten zu erzählen?
1. Der japanische General Nogi entriß am 1. Januar 1905 nach
heißem Ringen den Russen das stark befestigte Port Arthur.
mehr gelernt hat, als den Fremden jemals lieb sein kann. Aber wer nun
glaubt, daß Japan mit diesen Umwälzungen, die im Laufe eines Menschenalters
erfolat sind, ein abendländischer Staat geworden ist, würde sich ganz gewaltig
täuschen. Japan blieb genau, was und wie es vorher war. Es benutzt die
fremden Erfindungen so wie ein großer Künstler oder geschickter Wertmeister ein
neues, ihm gebotenes Werkzeug oder eine verbesserte Maschine, aber es ändert
so wenig an seiner Volksseele und an seinen politischen Zielen, wie jener Künstler
die Ziele seines Schaffens ändern würde, um des neuen Werkzeuges willen.
(Nachlascadio Hearn: „Kyushu, Träume und Studien aus dem neuen Japan."
Frankfurt a. Main 1908.)
>) Das Hauptkleidungsstück ist ein langes Gewand mit weiten Ärmeln,
das bei den Frauen durch einen breiten, mit Stickereien geschmückten Gürtel
zusammengehalten wird. Es heißt Kimono und besteht bei den Vornehmen aus
Seide oder Baumwolle, bei der ärmeren Bevölkerung aus Hanfgewebe.
Tischendorf, Außereuropäische Erdteile, 19. Aufl. 1z