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1. Außereuropäische Erdteile - S. 213

1914 - Leipzig : Wunderlich
- 213 -- 2. Hier bestand im Mittelalter das Reich der Kalifen. Seine höchste Blüte erreichte es unter der Regierung des Kalifenl) Harun al Raschid, der uns allen aus den „Märchen aus 1001 Nacht" und aus dem Geschichtsunterricht (Gesandtschaft an Karl den Großen!) bekannt ist. Die glänzende Hauptstadt des Kalifenreiches war Bagdad am Tigris. (Lage!) Es soll damals 100 000 Paläste mit Gärten und Springbrunnen, 10000 Moscheen, 10000 öffentliche Bäder, 105 Brücken und zwei Millionen Einwohner gehabt haben. Dabei war es der Sitz eines großartigen Handels und einer hochentwickelten Industrie. Seine Bazare bargen Hermelin-, Zobel-, Biberfelle und kostbare Seidenstoffe, die Perlen und Edelsteine Indiens, die Elefanten- zähne, Löwen- und Leopardenfelle und das Gold Afrikas. Eine große Poststraße verband Bagdad mit dem gewerbreichen Damaskus. (Zeigen!) An dieser Handelsstraße fehlte es zu der Zeit, da Karl der Große in Deutschland regierte, nicht an Herbergen, Meilenzeigern und Sicherheits- wachen. — Aber auch diese Herrlichkeit ist versunken und zerstoben, und wir könnten heute so fragen, wie es einst ein arabischer Dichter2) tat: „Wo sind die Heere, die du angeführt, und die Schätze, die du angehäuft? Wo ist der Thron, nach dem kein Auge ohne Zittern sich erhob? Wo sind die Gärten mit murmelnden Bächen und zwitschernden Vögeln, wo die Sklavinnen, mit reichem Schmuck behängt, die wie Ga- zellen umherhüpften? Wo sind die Instrumente und die Becher mit Wein, der Hyazinthen glich mit silbernen Panzern? Wo ist das Los- stürmen auf den Feind, um das untergehende Reich zu erhalten? Du hast die Mächtigsten unter ihnen gedemütigt, bis auch du dahinsnhrst, und keine Spur ist von dir übrig, als wärest du selbst nie gewesen!" Iii. Wie sieht es heute in diesem Lande aus? Unser Ziel wies uns bereits darauf hin, daß dieses Gebiet eine klägliche Gegenwart besitzt. Da der allergrößte Teil der Be- und Entwässerungsanlagen ver- fallen ist und so gut wie nichts getan wird, um das Land einerseits gegen die Folgen der Flugsandstürme und anderseits gegen die Folgen der Überschwemmungen zu schützen, so sind zwei Drittel des Landes zur Einöde geworden, nämlich teils Wüste, teils Sumpfs). Acker- „Kalifen" war der Titel der Nachfolger Mohammeds. 2) Jbn Al Mutaz, ums Jahr 900 lebend. 3) „Das ehemals reiche Land ist gegenwärtig eine dürre, wüstenähnliche Einöde mit spärlichem Anbau und geringer Vegetation, eine Ruinenwelt, deren turmartige Erhöhungen die einzige Abwechslung in der weiten Ebene bieten. Ersteigt man diese Erhöhungen, so erblickt man in der ewig feierlichen Stille dieser Trümmerwelt den weithin ziehenden breiten Sviegel des Euphrat, der voll stiller Majestät jene Einsamkeit durchzieht wie ein königlicher Pilger die schwei- genden Ruinen seines versunkenen Reiches." lbuchholz). — „Das babylonische Land von heutzutage gleicht einem bleichen, abgehärmten Antlitz, über welches zwei Tränenströme fließen." (Prof. Fr. Delitzsch.)
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