1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und schlürfen dazu aus Puppentäßcheu behaglich den starken braunen
Saft samt feingestoßenem Kaffeegrunde.
3. Da schallen von der Jaffastraße her gellende Töne: die Militär-
mnsik rückt an. Golden weht der Halbmond in dem roten, grünen,
blauen, violetten Fahnentuch über den roten Fezen von zweihundert tür-
tischen Soldaten. Sie ziehen zu der „oberen" Kaserne beim Jaffator,
der alten Davidsfeste, um die in den Tagen der Kreuzfahrer so erbittert
gekämpft wurde.
4. Den kreischenden Klängen der Militärmusik folgen die dumpfeu
Töne der Totenklage. Siehe, da trägt man einen Toten durch das
Tor, einen Moslem; eine große Menge Volks folgt dem Leichenzug.
Aber welch eine Unordnung und Feierlosigkeit nach unseren Begriffen!
Voran schreiten im Halbrund zwei Reihen gemieteter Blinden, die das
Glaubensbekenntnis herleieru, damit der Tote es ja nicht vergesse. Sie
sind den Nachfolgenden eine Mahnung: „Ihr jetzt Sehenden werdet
auch einmal blind den Weg des Todes betreten"! Die Bestellung dieser
Ärmsten zum Beten und Klagen gibt aber zugleich Gelegenheit zur
Ausübung eines guten Werks. Dann kommt eine Gruppe vou drei
zerlumpten Gestalten, in der Mitte der Derwisch, zu beiden Seiten
Knaben, alle drei tragen mächtige Palmwedel. Dahinter folgt der
gelblackierte, offene Holzsarg mit dem Toten, oben durch leinene Tücher
verdeckt, vou den Freunden auf der Schulter getragen. Die Freunde
drängen sich zum Tragen und wechseln einander ab; denn nicht umsonst
sagt der Koran: „Vierzig Schritte auf den Achseln eine Leiche zu Grabe
tragen, bringt Vergebung einer schweren Sünde!" Nun naht das große
Leicheugefolge, alle im nachlässigen Alltagsgewande. An ihrer Spitze
der Jmäm, der sich durch seinen grünen Turban als frommen Mekka-
Pilger und Nachkommen des Propheten ausweist. Er betet vor, und
die Meuge leiert ihm in ununterbrochener Eintönigkeit nach: La illaha
ill Allah, Mohammed rassul Allah, „Es gibt keinen Gott außer Allah,
und Mohammed ist sein Prophet."
5. Inzwischen haben sich Bettler am Tore eingefunden, eifrig
nach Bakschisch ausschauend. Lastträger stehen herum, eines Winkes
wartend (Matth. 20, 3); Reittiervermieter suchen uns für ihre lebendige
Ware zu erwärmen. Zigaretten-, Limonade- und Früchteverkäufer habeu
ihren offenen Stand im Torwinkel aufgetan. Da ist eiu amerikanischer
Tourist, forsch den Tropenhelm im Nacken; dort geht eine englische
Lady in modischem Kostüm, der blaue Schleier wie eiue Fahne hinter-
dreinwehend; hier ist eine französische Nonne mit ihrem mächtigen
Kalabreserhut, dort eine deutsche Diakonissin mit ihrem freundlichen
weißen Häubcheu; da zieht ein Trupp römischer Priesterzöglinge, an
den roten Schärpen kenntlich, einher, und mit ihm kreuzt die Schar
farblos gekleideter Waifeumädcheu den Weg, die einem der zahllofen
Waisenhäuser iu und um Jerusalem entschlüpft sind. Sie alle, alle treffen
sich im Tor, und bald hat sich unser Auge au den Wirrwarr von Farben,