1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wandeln.i) — Die Hauptstadt Algeriens ist Algier. Es steigt terrassen-
förmig an einem Hügel empor und gewährt vom Meere aus gesehen
einen prächtigen Anblick. Algier steht mit Marseille in regem Dampf-
schiffverkehr und sendet außer Wein besonders Frühkartoffeln und Blumen-
kohl und andere feine Gemüse, die unter der algerischen Sonne sehr früh
im Jahre wachsen, auf europäische Märkte.
3. Tunesien, das Gebiet westlich von der Kleinen Shrte, ist ein
fruchtbares Küstenland, reich an Getreide, Ölbäumen und Dattelpalmen.
Es wird unter französischer Oberleitung von einem Bey (Fürst) regiert.
Seine Hauptstadt (Tunis) liegt in der Nähe der Stelle, an der einst
das mächtige Karthago stand. Die Stadt Tunis gewährt einen eigen-
artigen Eindruck. Die Straßen sind eng, winklig und krumm und
überaus schmutzig. Die Häuserfronten erscheinen als hohe, kahle Mauern,
da nach orientalischer Sitte fast alle Fenster nach dem Hofe zu liegen.
Groß ist die Zahl der Basare, in denen Gemüse, Datteln und Leder-
waren feilgeboten werden. Der vornehmste Basar ist der der Rosenöl-
Händler, die neben Rosenöl auch allerlei Luxusgegenstände, wie mit
Perlmutter ausgelegte Kästchen, Basen, seidene und golddurchwirkte
Stoffe u. dgl. verkaufen. Diese Basare sind besonders in den
Vormittagsstunden sehr belebt. Auch der Markt ist stark besucht.
Hier treffen sich die Karawanen, die aus dem Innern Afrikas Straußen-
federn, Elfenbein, Goldstaub und Felle herbeiführen, und die Kaufleute,
die die herbeigeführten Waren weiter nach Europa verhandeln. Wirts-
Häuser in unserem Sinne gibt es in Tunis nicht. Die einzigen öffent-
lichen Orte sind die Kaffeehäuser. Diese werden jedoch nicht der
Unterhaltung wegen besucht. In ihnen sitzen die Leute, die — ähnlich
wie Opiumraucher — aus kurze Zeit in wundersamen Traumgesichten
schwelgen wollen. Um sich zu betäuben, rauchen sie Haschisch, d. s.
getrocknete Blätter einer Hanfart. Haben die Blätter, die man ähn-
lich wie Tabak aus Pfeifen raucht, ihren Zweck erfüllt, so befindet sich
der Raucher in einem Znstande, in dem er die herrlichste Musik zu
vernehmen und süße Wohlgerüche zu atmen glaubt, auf seidenen Polstern
zu ruhen und Dutzenden von Sklaven zu befehlen meint. Die Folgen
des Haschischrauchens sind fast dieselben wie die des Opiumrauchens.
(Also?)
4. Tripolitanien war im Altertum ein blühendes Land, reich an
Getreide und Obst, Wald und Weide. Unter der Türkenherrschaft ist
es verarmt und verödet. Seitdem es aber von den Italienern besetzt
worden ist (1912), zeigen sich die Anfänge neuen Lebens. Gelingt es,
das Land wieder mit einem Netze von Wasseradern zu überziehen (Aus-
Nutzung der Bäche und des reichlich vorhandenen Grundwassers), wie es
i) Der erste artesische Brunnen wurde von französischen Ingenieuren
1856 gebohrt. Nach 23tagige? Arbeit traf man in einer Tiefe von 52 ra eine
wasserführende Schicht, welche in der Minute 4000 I Wasser lieferte.