1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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auf der Station zurückbleiben, winken uns noch lange nach. Sie wissen
ja so gut wie wir, daß das Reisen in Kamerun immer eine ernste und
oft gefährliche Sache ist.
An Aams- und Maisfeldern der Eingeborenen geht es vorüber,
sowie an prächtigen Kakaopflanzungen, die von europäischen Handels-
Häusern augelegt worden sind und durch tausend schwarze Arbeiter in-
stand gehalten werden. Auch etliche Baumwoll- und Tabakplantagen
begegnen uns und zeigen, auf welche Weise die, Kolonie dem Heimat-
lande nutzbar gemacht werdeu soll. Ragende Ölpalmen erzählen uns
davon, was neben der Kautschukpflanze den eigentlichen Reichtum des
Landes ausmacht. Lang zieht sich der Weg hin, bald durch freie Striche,
die mit hohem Grase bestanden sind, bald durch dichten Wald, den noch
keine Menschenhand gelichtet hat. Dann und wann treffen wir auf
kleinere und größere Gruppen Negerhütten, deren trauriger, dem Ver-
fall naher Zustand uus die ganze Armut der Bewohner kund tut, während
der fchmuckbehangene Holzklotz in der Hütte des Häuptlings uns nur zu
deutlich sagt, daß wir im Lande der Götzendiener sind.
Im ganzen haben wir uns bei unserem heutigen Marsche gewiß
nicht über Langeweile beklagen können) der Weg war nicht einförmig.
Aber freilich, die Sandflöhe haben uns gepeinigt, die Hitze hat uns ge-
drückt, und wir sind reichlich müde geworden. So wollen wir Rast
machen. Ein gutes Abendessen, von der Hand unserer Schwarzen be-
reitet, aus Pfefferbrühe, Fleisch und Makabo (einer Knollenfrucht) be-
stehend, wird uns kräftigen, und dann, nach einem dankbaren Nachtgebet,
solls rasch in die Hängematte gehen. Dann wollen wir schlafen! —
Gehts nicht? O, diese Moskitos mit ihrem ruhelosen Summen und
Stechen, und diese Ratten, die einen trotz der Hängematte beinahe fressen
wollen! Laß es gut sein, du wirst es schon gewöhnt werden) morgen
nacht schläfst du, aber heute? Ruhe in Gottes Namen, so gut du
kannst, und wir wollen desto früher aufstehen und unfern Tagesmarsch
beginnen.
Heute habeu wir es gut getroffen. Der Weg ist eben. Der afrika-
nische Buschwald zeigt sich uns von seiner schönsten Seite. Man könnte
meinen, einen Parkweg in der Heimat vor sich zu haben, so rein ist
dieser Waldweg. Saftige Farnkräuter mit ihren hellgrünen Wedeln
fassen den Weg ein. Höhere, anscheinend undurchdringliche Gebüsche über-
ragen sie, und wieder hinter ihnen und über sie hinweg treiben die
Schlingpflanzen ihr lustiges, für die umschlungenen Bäume freilich tod-
bringendes Spiel. Von Ast zu Ast und von Baum zu Baum sind sie
geklettert bis in schwindelnde Höhe, und hoch über uns schließen sich die
Bäume wieder zusammen, so daß wir in einem immergrünen Dome
wandeln. Die Strahlen der Sonne finden ihren Weg immer noch herein
ins Halbdunkel und tanzen und spielen auf den Blättern und Blüten
in leuchteudem Glanz. Farbenprächtige Schmetterlinge, im ganzen eine
Seltenheit für Afrika, wiegen sich in der reinen Luft und freuen sich,