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1. Außereuropäische Erdteile - S. 317

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 317 — auf der Station zurückbleiben, winken uns noch lange nach. Sie wissen ja so gut wie wir, daß das Reisen in Kamerun immer eine ernste und oft gefährliche Sache ist. An Aams- und Maisfeldern der Eingeborenen geht es vorüber, sowie an prächtigen Kakaopflanzungen, die von europäischen Handels- Häusern augelegt worden sind und durch tausend schwarze Arbeiter in- stand gehalten werden. Auch etliche Baumwoll- und Tabakplantagen begegnen uns und zeigen, auf welche Weise die, Kolonie dem Heimat- lande nutzbar gemacht werdeu soll. Ragende Ölpalmen erzählen uns davon, was neben der Kautschukpflanze den eigentlichen Reichtum des Landes ausmacht. Lang zieht sich der Weg hin, bald durch freie Striche, die mit hohem Grase bestanden sind, bald durch dichten Wald, den noch keine Menschenhand gelichtet hat. Dann und wann treffen wir auf kleinere und größere Gruppen Negerhütten, deren trauriger, dem Ver- fall naher Zustand uus die ganze Armut der Bewohner kund tut, während der fchmuckbehangene Holzklotz in der Hütte des Häuptlings uns nur zu deutlich sagt, daß wir im Lande der Götzendiener sind. Im ganzen haben wir uns bei unserem heutigen Marsche gewiß nicht über Langeweile beklagen können) der Weg war nicht einförmig. Aber freilich, die Sandflöhe haben uns gepeinigt, die Hitze hat uns ge- drückt, und wir sind reichlich müde geworden. So wollen wir Rast machen. Ein gutes Abendessen, von der Hand unserer Schwarzen be- reitet, aus Pfefferbrühe, Fleisch und Makabo (einer Knollenfrucht) be- stehend, wird uns kräftigen, und dann, nach einem dankbaren Nachtgebet, solls rasch in die Hängematte gehen. Dann wollen wir schlafen! — Gehts nicht? O, diese Moskitos mit ihrem ruhelosen Summen und Stechen, und diese Ratten, die einen trotz der Hängematte beinahe fressen wollen! Laß es gut sein, du wirst es schon gewöhnt werden) morgen nacht schläfst du, aber heute? Ruhe in Gottes Namen, so gut du kannst, und wir wollen desto früher aufstehen und unfern Tagesmarsch beginnen. Heute habeu wir es gut getroffen. Der Weg ist eben. Der afrika- nische Buschwald zeigt sich uns von seiner schönsten Seite. Man könnte meinen, einen Parkweg in der Heimat vor sich zu haben, so rein ist dieser Waldweg. Saftige Farnkräuter mit ihren hellgrünen Wedeln fassen den Weg ein. Höhere, anscheinend undurchdringliche Gebüsche über- ragen sie, und wieder hinter ihnen und über sie hinweg treiben die Schlingpflanzen ihr lustiges, für die umschlungenen Bäume freilich tod- bringendes Spiel. Von Ast zu Ast und von Baum zu Baum sind sie geklettert bis in schwindelnde Höhe, und hoch über uns schließen sich die Bäume wieder zusammen, so daß wir in einem immergrünen Dome wandeln. Die Strahlen der Sonne finden ihren Weg immer noch herein ins Halbdunkel und tanzen und spielen auf den Blättern und Blüten in leuchteudem Glanz. Farbenprächtige Schmetterlinge, im ganzen eine Seltenheit für Afrika, wiegen sich in der reinen Luft und freuen sich,
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