1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Friedrich Wilhelm I. wurde die Kolonie für 6000 Gulden wieder der-
kauft.
2. Erst im neunzehnten Jahrhundert richteten sich die Blicke
Deutschlands wieder auf Afrika und zwar zunächst auf die Westküste.
Deutsche Kaufleute ließen sich an verschiedenen Stellen der Westküste
nieder, um mit den eingeborenen Völkern Handel zu treiben. Sie
hatten jedoch unter der Feindseligkeit fremder Händler und unter den
Räubereien und Gewalttaten der wilden Eingeborenen so zu leiden,
daß sie den Schutz ihres Mutterlandes, des neugegründeten Reiches,
anriefen. Infolgedessen schickte die deutsche Reichsregierung Kriegsschiffe
an die westafrikanische Küste, ließ dort im Jahre 1884 an einigen
Stellen die deutsche Flagge hissen und so mehrere Landesteile dadurch
unter den Schutz des Reiches stellen. Die Eingeborenen innerhalb dieser
Gebiete fügten sich sämtlich der deutschen Oberhoheit, nur Hendrik Witbooi,
der Führer eines Hottentottenstammes in Südwestafrika, ließ sich zu
kriegerischem Widerstande hinreißen, bis er endlich durch Major Leutwein
zur Unterwerfung gezwungen wurde. Noch einmal erhoben sich dann die
Hereros (1896) zum Kampfe gegen die deutsche Schutztruppe, aber auch
ihr Aufstand wurde bald niedergeworfen. Fast 8 Jahre lang erfreute
sich nun Südwestafrika einer ruhigen Entwicklung. Ansiedler strömten
herbei und fingen an, die weiten Steppen des Innern dem Ackerbau und
einer geordneten Viehzucht zu erschließen. Da brach im Jahre 1904 ein
neuer Aufstand los. Die Eingeborenen waren durch die fortschreitende
Besiedelung des Landes mit deutschen Farmern mit Erbitterung erfüllt
worden, ^ie fürchteten, mit der Zeit ihr Land ganz zu verlieren und
beschlossen, die Deutschen zu vertreiben. Als im Januar 1904 der
Gouverneur fast mit der gesamten Schutztruppe im äußersten Süden der
Kolonie weilte, brach der Aufstand so plötzlich los, daß viele Farmer
nicht einmal Zeit hatten, sich und ihre Angehörigen nach den schützenden
Stationen zu retten und auf bestialische Weise ermordet wurden. Nun
entbrannte ein Krieg, der dem Deutschen Reiche gewaltige Kosten (Jnwie-
fern?) auferlegte und an die hinausgesandten Truppen Anforderungen
stellte, wie sie in einem europäischen Kriege undenkbar sind.
Schon die Reise der Truppen von der Küste (Swakopmund) ins
Innere (Windhuk) war reich an Anstrengungen und Entbehrungen, ob-
gleich sie mit der Eisenbahn zurückgelegt wurde. Ein Mitkämpfers er-
zählt uns von ihr: „Der Zug bestand aus einer endlosen Reihe von
kleinen rohen Sandwagen,' davor waren fünf oder sieben ganz kleine
Maschinen gespannt. Wir wurden auf die Wagen verteilt und stiegen
ein. Dann ging es langsam mit Fauchen und Stoßen und Klappern
hinein ins Land.
Es ging immer bergan. Stunde auf Stunde. Soweit wir zu beiden
Seiten und nach vorne sahen, war nichts da als weißgelbe Sanddünen,
Aus „Peter Moors Fahrt nach Südwest" von G. Frenssen.