Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Außereuropäische Erdteile - S. 336

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 336 — Mitten in der nächsten Nacht kamen wir an ein großes Bahnhofsgebäude, dessen Fenster zu Schießscharten vermauert waren. In drei, vier Well- blechschuppen war viel Proviaut aufgehäuft. Im viereckigen Hof einer Feste, die da war, bekamen wir endlich eine ordentliche Mahlzeit, nämlich Erbsensuppe und Fleisch und Reis." — Und doch waren diese Anstrengungen und Entbehruugen ein Kinderspiel im Verhältnis zu den Drangsalen, welche unsere wackeren Krieger erwarteten, nachdem sie die Eisen- bahn verlassen hatten und ins Innere hinein vordringen mußten. Wie viele sind da von den Kugeln des Feindes gefallen oder ermattet zu- fammengebrochen bei den Kämpfen im Dornbusch, im Sandfeld, in den Felsenschluchten der Tafelberge, in den Klippen und an den Wasserlöchern, die oft nur eine trübe, modrig riechende Flüssigkeit enthielten und doch mit dem Mute der Verzweiflung erobert oder verteidigt werden mußten, weil von ihrem Besitz das Leben der Menschen und Tiere abhing. Die Entscheidungsschlacht wurde im August 1904 am Waterberge geschlagen, der mitten im Hererolande liegt. Dieses Bild*) zeigt uns seinen Südabhang, der senkrecht wie eine Mauer 60 m tief abstürzt. Am Südostabhange lagerten die Hereros mit ihren Frauen und Kindern, ihrem Vieh und ihrem Hausrat. Ihre Zahl wurde auf 60000 geschätzt. Sie hatten ein Gelände besetzt, das dicht mit Buschwerk bewachsen war und sie den Blicken des Feindes entzog. Ihnen gegenüber standen nur 1500 Deutsche, doch verfügten sie über einige Feldgeschütze und Maschinen- gewehre. Furchtbar war der Kampf. General von Trota, der Ober- befehlshaber der Deutschen, hatte sechs Abteilungen gebildet, mit denen er die Einschließung und Vernichtung der Hereros bewerkstelligen wollte, aber mehr als einmal schien es, als ob nicht die Hereros, sondern die Deutschen dem Schicksale der Einschließung und Vernichtung anheimfallen sollten. Hört aus dem Werke, welches uns die blutigen Kämpfe am genauesten schildert2), wenigstens eine Episode (Begebenheit)! „Immer kühner drangen die Hereros vor. Die Verluste der deut- schen Abteilung nahmen zu. Ärztliche Hilfe konnte den Verwundeten uicht zuteil werden, da die Verbindung nach rückwärts durch die Hereros abgefchuitteu war. Auf dem rechten Flügel lag der Gefreite Sertel mit einem Schuß in das Fußgelenk. Er schrie vor Schmerzen und bat die neben ihm liegenden Kameraden, ihm zu helfen. Doch diese wußten auch keinen Rat) da erhob sich mitten im Kugelregeu der Leutnant Arnim mit den Worten: „Ach, du armer Kerl, dir hilft ja niemand, ich will dir helfen!" Hauptmann Puder, der den Grafen Arnim sich erheben und sein Gewehr umhängen sah, rief ihm eiligst zu: „Hinlegen, Herr- Graf!" Doch in demselben Augenblick stürzte Graf Arnim auch schon, 1) vi-. Wünsche, Am Waterberge. skolonial-Wandbilder, Neue Folge. Nr. 3). 2) Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika. Auf Grund amt- lichen Materials bearbeitet von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung I des Großen Generalstabes. Berlin 1906. 3) Sie hatten Deckung vor dem feindlichen Feuer gesucht.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer