Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Außereuropäische Erdteile - S. 340

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 340 — Auf dem Boden des heutigen Deutschen Reiches wohnten 1860 : 25, 1870:40, 1895 : 52 Millionen Menschen. 1910 zählte das Reich bereits 65 Millionen Einwohner,- 1930 wird es voraussichtlich 80, 1950 aber 100 Millionen Bewohner umschließen. Für eine so große Bevölkerung wird es wohl Raum, aber nicht mehr genügend Gelegenheit zu lohnendem Erwerb bieten. Tausende werden jährlich hinausziehen, um sich in der Ferne eine Heimat zu begründen. Ihnen soll Gelegenheit geboten werden, trotz der Auswanderung indeutschland, im größeren Deutschland wohnen zu können, damit ihr Kapital, ihre tätige Hand, ihr Unternehmnngs- und Erfindungsgeist nicht fremden Völkern zugute kommt, sondern dem Bater- lande erhalten bleibt. 2. Wir brauchen sie als Pflanzuugsgebiet für Kolonial- waren. Gegenwärtig sind wir mit unserem Bedarf an Baumwolle, Kaffee, Tee, Kakao, Kautschuk fast völlig vom Auslande abhängig und müssen jährlich viele, viele Millionen an das Ausland für solche Rohstoffe und Produkte zahlen, die uns unentbehrlich sind und in unserem Vaterlande nicht erzeugt werden können. Beziehen wir doch jährlich allein sür 500 Millionen Mark Baumwolle aus dem Auslande. jö3as sollte aus unserer blühenden Baumwollenindustrie werden, wenn eines Tages — vielleicht infolge eines Krieges — die Zufuhr von amerikanischer Wolle (New- Orleans) ins Stocken käme oder ganz aufhörte? Ein großes mächtiges Reich muß dafür besorgt sein, daß es wenigstens einen Teil der Rohstoffe, die es braucht, selbst erzeugt, um nicht vom Auslande in beschämender und gefährlicher Weise abhängig zu sein. 3. Wir brauchen sie als Absatzgebiet für uufere In- dustrieerzeugnifse. Deutschland erzeugt soviel Eisenwaren, Tuche, Zeuge, Seidenwaren, Kleider, Glas- und Tonwaren, Spielwaren usw., daß es sie bei weitem nicht alle im eigenen Lande verwenden kann. Im Jahre 1900 hat es viel- mehr 2800000 Tonnen Fabrikate in das Ausland geliefert. Wollte man diese Waren alle in einem Eisenbahnzug befördern, so würde er ungefähr von Paris bis Moskau reichen. Um diese ungeheure Warenmenge absetzen zu können, muß der deutsche Kaufmann bis an den Rand der Wüsten und Urwälder fremder Erdteile vordringen und dabei oft sein Leben und seinen Besitz aufs Spiel setzen. Was sollte aus unseren Fabriken und ihren Arbeitern werden, wenn einmal der Absatz dieser Waren ins Stocken gerät, weil fremde Staaten nicht mehr bei uns kaufen wollen und durch hohe Eingangszölle unsere Waren so verteuern, daß sie keine Käufer mehr finden? Es würde bald mancher Kessel kalt und mancher Fabriksaal leer stehen und manches Arbeiterkind vergeblich nach Brot rufen! Nein! das Deutsche Reich muß in der Ferne Gebiete haben, in denen ihm niemand durch hohe Eingangszölle oder andere feindselige Maßregeln den Absatz seiner Er- Zeugnisse erschwert.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer