1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Weise, kocht, ißt, trinkt oder schläft auf Verdecken und in Mastkörben,
flickt die Segel oder das Tauwerk oder denkt der fernen Heimat.
f) Der Straßenverkehr. Mächtig und unbeschreiblich ist das
Gewühl der Menschen auf den Straßen. In den Hauptstraßen der
City und an den Brücken ist es zu jeder Zeit so lebhaft wie aus einer
Meffe oder einem Jahrmarkt. Nicht selten sind Fremde, die zum
erstenmal ausgehen wollten, an der Tür stehen geblieben; sie glaubten,
es müsse etwas Besonderes vorgefallen sein, und wollten warten, bis
sich das Gedränge verzogen habe. Der Lärm der Wagen und Pferde
wurde von Jahr zu Jahr stärker; darum hat man darauf Bedacht
nehmen muffen, dem Verkehr eine andere Richtung zu geben und so
die überfüllten Straßen freier zu halten. Hoch über die Straßen hin-
weg führte man Eisenbahnen, welche in der Höhe der Schornsteine an
den Häusern entlang gehen, mitten durch die Stadt. Auf hohen Pfeilern
ruhen sie, und die Züge sausen über den Köpfen der Menschen dahin.
Dampf- und elektrische Eisenbahnen gehen auch unterirdisch, sogar unter
der Themse hindurch; zu ihren Stationen steigt man durch Treppen
hinab. Die Post kann nicht alle einlaufenden Briefe mit Wagen und
Pferden durch die Stadt fahren. Darum hat man weite eiserne Röhren
unter den Straßen entlang legen lassen, in denen kleine Wagen mit
Briefen durch Luftdruck hin- und Hergetrieben werden. Diefe Art der
Post heißt Rohrpost. Am Sonntage ruht der Verkehr gänzlich. Alle
Läden, fogar Post und Telegraph, "find geschloffen. Nur wenige Fuhr-
werke rollen dahin, und während des Gottesdienstes stellen sogar die
Omnibusse ihre Fahrten ein.
g) Londoner Elend. Ein trauriges Bild bietet sich dar, wenn
man die Verhältnisse eines großen Teiles der Londoner Arbeiter-
bevölkerung, besonders im Ostviertel, betrachtet. Vielfach herrscht unter
ihnen die größte Armut. In elenden Kellerwohnungen leben die
Familien zusammengepfercht; von den Taufenden und aber Tausenden,
die dort ins Dasein treten, wachsen die meisten ohne alle Erziehung
und ohne Unterricht auf. Schon in den zarten Kinderjahren müssen
diese Unglücklichen ihr Brot zu verdienen suchen. Die Eltern kümmern
sich oft nicht um sie. Sehr viel geschieht zur Linderung der Not und
des Elendes. In den Armenhäusern sind 100 000 altersschwache
Männer und Frauen untergebracht, für mittellose Kranke gibt es
Hospitäler, zahlreich sind die Waisenhäuser, Besserungsanstalten usw.
Man hat berechnet, daß in London durchschnittlich im Jahre 140 bis
150 Millionen Mk. für Wohltätigkeitszwecke verwendet werden; aber
die Zahl der Bedürftigen ist so groß, daß auch diese gewaltige Summe
zur Unterstützung derselben nicht ausreicht.
9. Geschichtliches. Zu den ältesten Bewohnern Großbritanniens
gehörten die Kelten; nach einem Stamm derselben, den Skoten, ist
Schottland benannt. Ein anderer Stamm waren die Briten
Mit dem Jahre 55 v. Chr., der Landung Eäsars in Britannien,
begann die Unterwerfung der Briten unter die römische Herrschaft,
die mit dem Jahre 410 erlosch. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts
ließen sich germanische Stämme dort dauernd nieder. Es waren